Ein Au-pair-Paar erzählt seine Geschichte

Die Organisation eines Au-pair-Aufenthaltes ist eine sehr persönliche Sache. Man entscheidet sich bewusst, wo und mit wem man seinen Aufenthalt verbringen möchte. Jeder Au-pair-Aufenthalt ist individuell, ebenso wie die Menschen, die ihn erleben. Heute erzählen euch Jenni und Henry von einer besonderen Form des Aufenthalts als Au-pair-Paar in Italien.

Au-pair-Paar Jenni und Henry in Italien
, in Au-pairs

Warum wir uns für die Arbeit als Au-pair-Paar entschieden haben

Das Au-pair-Dasein wird hauptsächlich von jungen Frauen, meistens single und gerade dabei ein freiwilliges Jahr zu absolvieren, dominiert. Wir wiederum gehen stark auf die 30 zu, sind verlobt und immer auf Reisen.

Es gibt keinen Prototyp eines Reisenden. Häufig nutzen natürlich eher jüngere Personen diese  fantastische Erfahrung als Au-pair, um zum ersten Mal die Luft der Unabhängigkeit zu schnuppern. Das sollte aber niemanden davon abhalten, es ihnen gleichzutun. Auch, wenn du schon etwas reifer und erfahrener bist. Wenn du die Arbeit mit Kindern liebst und in eine neue Kultur eintauchen möchtest, sind die wichtigsten Voraussetzungen erfüllt. Bei der Suche nach einer Gastfamilie haben wir die Erfahrung gemacht, dass Gastfamilien es als Vorteil sehen, dass wir aus dem typischen Au-pair-Alter raus sind und schon etwas mehr Lebenserfahrung haben.

Unser Au-pair-Abenteuer

Der Prozess selber war nicht all zu schwierig. Wir kontaktierten AuPairWorld, und füllten unsere Profile aus, jeder für sich, mit dem Vermerk, dass wir gemeinsam auf der Suche sind. Die Gastfamilie kontaktierte uns per E-Mail und wir vereinbarten ein Gespräch bei Skype. Sich über Skype kennenzulernen, ist auch für die Gastfamilie ein sicherer Weg – schließlich möchten sie auch nicht, dass jeder X-Beliebige sich um ihre Kinder kümmert.

Beide Seiten müssen sich einig sein, dass es passt. Es ist eigentlich nicht üblich, die Familie vorher persönlich kennenzulernen, wenn es um die Vereinbarung des Au-pair-Aufenthaltes geht. Wir hatten glücklicherweise genau diese Gelegenheit. Das bedeutete zwar ein kleines Hin und Her, aber so machten wir uns während unserer Reise durch Europa auf den Weg zu unserer Gastfamilie. Für ihr landwirtschaftlich-touristisches Business (Farmaufenthalte und eine Trüffel-Schule) benötigen sie Unterstützung bei der Instandhaltung und natürlich bei der Kinderbetreuung. Zusammen als Paar stellten wir daher für die Familie ein tolles, lukratives Paket dar!

Anlaufschwierigkeiten

Die erste Woche der Eingewöhnung brachte ein paar Schwierigkeiten mit sich. Wo liegen die Grenzen für Bestrafungen, wenn die Kinder verrückt spielen? Wie viel sollte den Eltern davon erzählt werden? Wie viel Programm sollte es geben, um die Kids in den Sommerferien bei Laune zu halten?

Die direkteste und einfachste Antwort bei Schwierigkeiten heißt Kommunikation! Wir lernten, die Eltern zu fragen, wie wir mit schlechtem Verhalten am besten umgehen und fanden Wege, die Kinder zu beruhigen – z. B. mit etwas Süßem für fertige Hausaufgaben oder einem Besuch im Schwimmbad für einen ganzen Tag gutes Verhalten. Die schlimmsten Tage sind die, an denen die Kinder weinen, Wutanfälle haben und man sich aufgrund der Sprachbarriere vollkommen ungeeignet fühlt. Schnell fanden wir das nötige Maß aus Strenge, Wärme und Herzlichkeit. So bekamen wir den nötigen Respekt der Kinder, auch wenn sie natürlich immer mal wieder stritten und nicht auf uns hörten.

Als Au-pair-Paar mit den Kids fertig werden

Als Au-pair-Paar behandeln uns die Kids anders. Während Henry die Regeln durchsetzt, wird Jenni eher als die softe/weiche Spielgefährtin gesehen. Trotzdem verlangen wir Respekt und setzen gute Manieren und ein gutes Benehmen bei jeder Gelegenheit durch. Das gehört zur Kinderbetreuung dazu. An besonders schlechten Tagen ist es am besten, offen zu sein und an anderen Tagen die Eltern nicht wegen belangloser Streitigkeiten zu stressen.

Die Kids sind stolz darauf, wie sehr sich unser Italienisch bereits verbessert hat. Wir verstehen uns jetzt besser, was die Bindung stärkt.

In der Praxis fanden wir es praktisch, einen Wochenplan zu erstellen. So gingen uns nie die Ideen aus. Eine Übersicht mit 5 Aktivitäten pro Woche: Schatzsuche, Gartenarbeit, Basteln, Sporttage. All dies sind Dinge, die wir zusammen machen und sonst stehen Dinge wie Mittagessen, Filme, Cartoons oder Hausaufgaben auf dem Plan. Einer von uns kann sich immer um die Kinder kümmern, während der andere, meistens Henry, auf der Farm arbeitet.

Henry und Jenni haben Spaß mit den Kids
Henry und Jenni haben Spaß mit den Kids

 

Vorteile durch den Job

Als Au-pairs leben wir wie Italiener! Wir lernen regionale Gerichte kennen, eine neue Sprache sprechen, haben Kreativzeit mit den Kids und an unseren freien Tagen können wir ganz einfach Tourist sein und die Gegend erkunden. Alles Gründe, warum wir diesen Job machen. Unsere Gastfamilie sagt, dass es sich anfühlt als seien wir gleichwertige Partner für sie, da wir uns die Arbeit auf der Farm und die Kinderbetreuung gleichwertig aufteilen. Sie haben uns in ihr Leben aufgenommen und schätzen es, dass wir uns als Paar mit unseren Fähigkeiten gegenseitig ergänzen und Kreativität und Gleichgewicht in das Familienleben auf der Farm bringen.

Auf der Farm haben wir unser eigenes kleines Haus. Für uns bedeutet das Raum zum Reflektieren und es gibt uns beiden etwas Quality-time. Wir mögen es aber auch, jeden Abend im Kreise der Familie Abend zu essen – oder auch mal mit Freunden der Familie.

Unsere Zukunftspläne

Die enge Verbundenheit zu unserer Gastfamilie hat uns gezeigt, wie stark wir als Team sind. Und, dass Kinderbetreuung/Unterrichten der richtige Weg für uns ist. Außerdem wirkt auch der Gedanke, eines Tages eine eigene Familie zu haben, nicht mehr so erschreckend!

Monatelang ist man Hauptansprechpartner für die Kinder und organisiert das Familienleben. Man hilft beim Sprechen, Lernen einer anderen Sprache, macht einen Tagesausflug zusammen, hilft bei den Hausaufgaben oder backt einen Kuchen zusammen – für diesen einmaligen Einblick in ihr Leben, ist es all die Mühe wert! Es bildet und bereichert in einer Art und Weise, wie wir es nicht erwartet haben, als wir unseren "Sommer Job" angetreten sind.

Diese Erfahrung wird uns noch lange begleiten und wir würden gern noch weitere Au-pair-Erfahrungen sammeln. Aber unsere Zukunft ist nicht in Stein gemeißelt und genau das ist es auch, was unser Nomadenleben so aufregend macht! Henry hat mittlerweile eine CELTA Qualifkation und sucht einen Job als ELS-Lehrer und Jenni, die einen Abschluss in Journalismus hat, sucht wieder einen Job als Nanny oder Au-pair. Unser Ziel ist es, in Europa zu bleiben, unsere Fähigkeiten im Unterrichten und Fotografieren zu verfeinern und weiter die Welt zu bereisen.

 

Über die Autoren:

Henry and Jenni

Jenni Flett und Henry Lecky sind beide aus UK. Sie verließen Edinburgh, um zu reisen und saisonal zu arbeiten. Als Journalistin und qualifizierter Englischlehrer nutzen sie ihre Fähigkeiten, um große Abenteuer zu erleben! Online sind sie auf Instagram: @hoopla_adventures.