Ich bin froh über AuPairWorld gereist zu sein

Bei Sabine aus Deutschland hat es leider nicht so gut geklappt. Sie kämpfte mit Heimweh und der baskischen Sprache. So blieb sie statt des geplanten halben Jahres nur fünf Wochen in Spanien, nahe San Sebastián. Warum sie ihre Erfahrung trotzdem nicht bereut, lest Ihr hier.

Küstenpromenadenabschnitt

Ich möchte ein Auslandsaufenthalt machen

Als ich dieses Jahr anfing, mir Gedanken zu machen, was ich eigentlich nach dem Abi machen will, kam ich auf die Idee, dass ein Auslandsaufenthalt in Spanien genau das Richtige wäre. Ich hatte bisher nur 3 Jahre Unterricht in der Schule und daher wirklich Lust, meine Sprachfähigkeiten aufzubessern. Ich meldete mich Anfang dieses Jahres bei AuPairWorld an und muss sagen, dass es recht schnell und vor allem sehr einfach ging, eine Familie für mich zu finden. Die Familie erschien perfekt, sie haben stets meine E–Mails beantwortet und ich war mir sicher, die richtige Entscheidung zu treffen.

Alles da: Vom WLAN bis zur Telefonkarte

Die Familie lebt in einem Ort, nahe der Küstenstadt San Sebastián, im baskischen Teil Spaniens. Am 3. Juli 2010 kam ich am frühen Abend am Flughafen Bilbao an, wo mich die Familie erwarten sollte. Leider hatte sie sich im Tag geirrt und ich musste telefonisch dafür sorgen, dass ich abgeholt werde. Etwa zwei Stunden später haben die Mutter, Sohn Aitor (Name von der Redaktion geändert) und die Tante mit ihrer Tochter mich mit offenen Armen empfangen. Den Vater habe ich erst später abends kennenlernen können. Ich hatte ein eigenes Zimmer zur Verfügung, in dem vorher Aitor lebte. An das Zimmer schloss auch direkt mein eigenes Bad, das die Familie extra für mich renoviert hatte. Leider funktionierte die Dusche nicht richtig und so kam es, dass ich die ersten drei Wochen nur eiskalt duschen konnte. Sowieso war die Familie sehr großzügig, sie haben mir zum Beispiel eine Telefonkarte besorgt, mit der ich kostenlos nach Deutschland telefonieren konnte und sie haben extra für mich einen WLAN Anschluss einrichten lassen. Außerdem geht die Familie sehr oft essen, wozu ich selbstverständlich immer eingeladen wurde. Mein Taschengeld betrug 350 Euro im Monat, die ich ohne Umstände pünktlich erhielt.

Keine Zeit für einen Sprachkurs

Aitor ist neun Jahre alt. Er hat auch noch eine größere Schwester, die allerdings auch schon 29 ist und nicht mehr zu Hause lebt. Meine Aufgabe bestand darin, auf ihn aufzupassen, mit ihm zu spielen und ich sollte den ganzen Tag mit ihm Deutsch reden. Hausarbeiten musste ich gar nicht verrichten, nicht einmal kochen, denn, wenn die Mutter nicht zum Kochen kam, sollten wir zur Tante gehen. Wir mussten lediglich jeden Tag kurz in das Dorf laufen, um Brot einzukaufen. Schade war nur, dass ich die Eltern nur sehr selten zu Gesicht bekam, sie kamen nur zweimal am Tag zum Essen, einmal mittags eine halbe Stunde (Mittag isst man dort erst um 14 Uhr) und dann erst abends um 21 Uhr. Den Rest des Tages war ich mit Aitor alleine. Dadurch musste ich manchmal bis zu 13 Stunden am Tag arbeiten und kam entsprechend wenig dazu, mein Spanisch zu verbessern. Die Wochenenden hatte ich dafür ganz frei. Leider bedeutete dies auch, dass die Familie öfters weggefahren ist, ohne mir zu sagen, wohin. In der ersten Woche ging es mir sehr schlecht. Die Familie war sehr nett zu mir und hat vieles dafür getan, dass ich mich zu Hause fühlen kann, darum kam ich mir bei meinen Heimwehgedanken auch richtig unfair vor. Aber es ist normal, dass man Zeit braucht, sich einzugewöhnen.

Freundin, Lehrerin und Mutter zugleich

Mit dem Kind hatte ich so meine Probleme. Es schien kaum Gesellschaftsspiele in dem Haushalt zu geben, und wenn man Aitor fragte, was er denn gerne machen würde, sagte er meistens nur „weiß ich nicht“. Er kann sehr gut Deutsch, was wirklich lobenswert ist, und auch auf dem Klavier kann er einige Lieder spielen. Leider war es für mich wirklich schwierig, gleichzeitig seine beste Freundin, Lehrerin und Mutter zu sein, denn als Lehrerin muss man mit Aitor manchmal wirklich streng umgehen, was nicht zu der Figur einer besten Freundin passt. Am liebsten scheint Aitor am Computer oder mit dem Nintendo zu spielen. Er spielt auch gerne mit seinem kleinen Cousin Spiele, die erst ab 12 Jahren freigegeben sind. Leider scheint er im Dorf nicht sehr viele Freunde zu haben.

Familienleben ist sehr wichtig

Trotzdem sind wir bei gutem Wetter auf den Spielplatz gegangen, wo wir uns meistens mit der Tante und ihrer dreijährigen Tochter getroffen haben, mit der Aitor dann gespielt hat. Selten waren wir auch im Schwimmbad. Das Familienleben scheint für die Familie sehr wichtig zu sein, zumindest, wenn die Eltern nicht gerade arbeiten. Oft trifft man sich mit allen Tanten, Onkels, Omas, Cousinen und was es noch so alles gibt, bei der Oma und isst gemeinsam zu Abend. Diese Abende sind sehr gesellig und lustig, jedenfalls, wenn man Baskisch kann. Denn das ist leider eine Sprache für sich, die rein gar nichts mit dem normalen Spanisch zu tun hat. Man sagte mir, einen Baskischkurs in einer Sprachschule zu belegen wäre Unsinn, darum verstand ich auch nach einem Monat noch kein Wort von dem, was geredet wurde. Man nahm auch keine weitere Rücksicht darauf, und sprach mich einfach nicht an. Nach Integration fühlte sich das für mich nicht wirklich an.

Besuch gegen mein Heimweh

So kam es, dass ich schon den September ersehnte, denn dann würde endlich die Schule wieder anfangen und ich hätte endlich mehr Zeit für mich gehabt. Außerdem hätte ich auch endlich die Möglichkeit  bekommen, einen Sprachkurs zu belegen, was in den ersten zwei Monaten unmöglich gewesen wäre. Dadurch hatte ich auch keine Chance, Leute in meinem Alter kennenzulernen. Außer einer anderen deutschen Au-pair, die ebenfalls in dem Ort lebte, kannte ich also auch nach einem Monat noch niemanden, was mir noch mehr Gefühl der Einsamkeit gab. Glücklicherweise wurde mir angeboten, dass ich jederzeit Besuch empfangen kann, und eine meiner Freundinnen aus Deutschland hatte sich dafür dann auch angemeldet.

Ich soll gehen!

Drei Tage später dann die Überraschung. Als ich morgens aufstand, war ich allein im Haus, was für einen Montag schon recht ungewöhnlich war. Gegen 11 Uhr empfing mich dann die Mutter, die kurz von der Arbeit wieder kam und mir auf Spanisch mitteilte: „Du bist ja ein sehr nettes Mädchen und wir haben wirklich nichts gegen dich, aber du integrierst dich einfach nicht in die Familie, darum wollen wir dich bitten, dass du dir für morgen oder übermorgen einen Flug nach Hause buchst, damit wir dich nach Bilbao zum Flughafen bringen können, du hast heute den Tag frei, um einen Flug zu buchen und deine Sachen zu packen, ich fahr gleich wieder zur Arbeit und du kannst mich anrufen, wenn du einen Flug gefunden hast!“ Punkt.  Da stand ich dann – Hals über Kopf rausgeworfen, ohne eine Ankündigung – schließlich waren die Eltern ja immer nett zu mir.  Ich suchte mir den nächstmöglichen Flug am nächsten Tag, um mir dieser Familie keine weitere Zeit mehr verbringen zu müssen. Leider war der Flug sehr teuer und da ich ja schon einen anderen für Dezember gebucht hatte, musste dieser auch noch storniert werden, darum kostete mich der ganze Spaß 500 Euro, die mir die Familie aber wiedergegeben hat.

Was habe ich bloß falsch gemacht?

Dann saß ich um 16 Uhr mit gepackten Koffern in meinem Zimmer und wusste genau, die Familie kommt erst um 21 Uhr zum Essen nach Hause. Ich habe mich noch nie so einsam und ehrlich gesagt auch gedemütigt gefühlt. Ich weiß nicht einmal richtig, was genau ich falsch gemacht habe, bin mir aber sicher, wenn die Familie mit mir gesprochen hätte, hätte ich etwas ändern können, ich halte mich für recht flexibel. Ich überlegte mir auch, mich nicht auch noch von der Familie zum Flughafen fahren zu lassen, meine Freundin in dem Ort hatte mir angeboten, mich mit Bus nach Bilbao zu begleiten. Dazu kam noch, dass ihre Gastmutter mich in ihr Haus zum Übernachten einlud, da sie auch der Meinung war, dass so ein Rauswurf nicht gerade fair ist. Dieses Angebot habe ich nach reichlicher Überlegung angenommen, und meiner Familie nur einen Abschiedsbrief, in dem ich mich für alle Unannehmlichkeiten entschuldigte, geschrieben. Außerdem habe ich mich für alles bedankt (was rückblickend nicht nötig gewesen wäre) und ihnen viel Glück gewünscht.

Abschiedsbrief stößt auf Unverständnis

Leider habe ich die Familie damit wohl beleidigt und musste mir noch einige Beschimpfungen anhören, und man versuchte mir ein schlechtes Gewissen zu machen, man habe mir schließlich extra noch ein Abschiedsgeschenk besorgt. Außerdem wurde ich angeschrien, ich müsse ja noch mein Geld für den Flug haben (ich war davon ausgegangen, ihr eine Rechnung mit dem genauen Betrag zu schicken). Daraufhin traf ich mich ein letztes Mal mit meiner Gastmutter, nicht des Geschenkes wegen, sondern weil meine Familie zu Hause leider nicht so reich ist, als dass ich das Geld nicht hätte annehmen brauchen. Wieder musste ich einige Beschimpfungen über mich ergehen lassen, und der letzte Abschiedssatz meiner Gastmutter war:„Ich will einfach nur noch, dass du gehst“. Wenigstens ein letztes Mal waren wir uns einig!

Ich hätte eine zweite Chance verdient

Tja, so kam es, dass ich statt geplanter sechs Monate gerade mal fünf Wochen in Spanien war. Das ist das Risiko, das die Familie, die mich wohl als schlechte Erfahrung in Erinnerung behält, sowie auch ich eingegangen sind. Ich bin froh, über AuPairWorld gereist zu sein, da es einfach war, und ich nicht vertraglich gezwungen gewesen wäre, irgendwo zu bleiben, wo ich nicht sein wollte. Außerdem musste ich keine Agentur bezahlen. Allerdings kann es auch schief gehen, so nett eine Familie auch erscheinen mag. Anscheinend war ich auch die erste Person, die eine schlechte Erfahrung in dieser Familie gemacht hat, allerdings muss man auch dazu sagen, dass deren letzte Au-pair vor zwei Jahren da war und Aitor seit dem vermutlich sehr viele Veränderungen durchgemacht hat. Aber selbst, wenn es meine Schuld gewesen wäre, dass ich mich nicht integrieren konnte, hätte ich eine zweite Chance verdient und vor allem einen fairen Abschied und keinen eiskalten Rauswurf.

Probiert es trotzdem!

Man sollte genauer als ich darauf achten, in eine Familie zu kommen, in der man auch seine persönlichen Ziele verfolgen kann und in der man auch Zeit für sich bekommt. Ich werde mich nicht noch einmal trauen, so etwas zu machen, weiß aber, dass es auch hätte anders laufen können und bereue daher nicht, es probiert zu haben - im Gegenteil: Ich weiß genau, ich hätte bereut, es nicht probiert zu haben! Außerdem habe ich so einen Teil Spaniens entdecken können, den man eher selten als Reiseziel wählt (zumal das Wetter meist nicht besser als in Norddeutschland ist), der aber trotzdem sehenswürdig ist und auch kulturell eine Erfahrung wert ist. Also viel Glück, dass es euch besser geht!


Tipp von AuPairWorld

Damit Ihr gut vorbereitet ins Abenteuer Au-pair startet, gibt es bei AuPairWorld viele frei zugängliche Informationen und Tipps. Wie Ihr Euch am besten vorbereitet, erfahrt Ihr zum Beispiel im Au-pair Lexikon, Info Gastländer, usw.

Informiert Euch immer vorher über die Sitten und Gebräuche nicht nur des Landes, sondern auch spezifisch der Region, die Ihr Euch ausgesucht habt. Und stimmt Euch vorher mit Euren Gasteltern ganz genau über die Aufgaben und Erwartungen ab. Am besten bei einem Vorabtreffen. Das ist schon ein kleiner Test, ob Ihr Euch grundsätzlich sympathisch seid.