Sinje wächst mit vielen Au-pairs auf

Sinje aus Kassel, Deutschland, ist mit vielen Au-pairs verschiedener Nationalitäten aufgewachsen. Ihr Fazit: „Die Zeit mit den Au-pairs war sehr schön und lehrreich.“ Was sie und ihre beiden Schwestern mit den Au-pairs erlebt haben, lest Ihr hier.

Friedricianum in Kassel

Wir waren nie alleine

Unser erstes Au-pair war Kasia, sie war 14 Monate bei uns. Ich war 4 Jahre alt, als sie aus Polen zu uns kam. Kasia war immer da, auch in der Nacht, als meine Schwester Jule geboren wurde. Wir haben viel mit ihr erlebt, sie hat mit mir und Leonie gespielt, wenn meine Mutter gerade keine Zeit hatte. Sie hat Pfannkuchen mit Äpfeln gebacken und uns einfach lieb gehabt und das war gut so, denn so waren wir nie alleine.

Kasia bleibt in Deutschland

Auch einen Umzug hat sie mitgemacht, damals sind wir in eine hessische Kleinstadt in ein großes Haus gezogen. Aber es war natürlich noch nichts aufgebaut, als mein Papa und Kasia mitten beim Umzug krank wurden. Meine Mutter hat die beiden erst einmal aufs Sofa gelegt. Am nächsten Tag habe ich natürlich sofort davon erzählt, woraufhin meine Lehrerin besorgt meine Mutter anrief, um zu fragen, warum denn unser Au-pair mit meinem Vater auf dem Sofa schlafen würde, denn sie wusste ja nicht, dass wir zwei Sofas hatten. Nach dem Umzug ging alles weiter wie bisher. Irgendwann musste Kasia gehen. Alle waren ganz traurig, vor allem Jule, denn für sie war Kasia wie eine Ersatzmama. Jedoch blieb Kasia nicht lange weg, denn sie heiratete einen deutschen Mann und nun lebt sie immer noch in Deutschland. Hier hat es ihr einfach so gut gefallen, dass sie nie mehr weg wollte, und so ist sie ausgewandert. Wir haben sie noch häufig gesehen, da sie nicht weit weg lebt.

Bruder Jakob mehrsprachig singen

Aber wir brauchten ein neues Au-pair, es war eine Ungarin, ich kann mich fast nicht mehr an sie erinnern, außer, dass sie in den ersten Wochen nie etwas sagte. Sie konnte kein Deutsch, jedoch nach 2-3 Wochen saßen wir am Tisch und sie fragte in perfektem Deutsch, ob sie denn die Butter haben könnte. Sie war unser Sprachgenie, sie hat in nur 2 Wochen unsere Sprache gelernt. Dana war dagegen ganz anders, sie war Rumänin und war die Nachfolgerin unseres Sprachgenies. Sie meinte immer, dass - als sie nach Deutschland kam - sie nur zwei Wörter sagen konnte, nämlich ,"Brot" und "Hallo" und das stimmte auch fast. Mit ihr hatten wir immer viel Spaß, sie hat immer gelacht bis zu dem Tag, als sie eine Maus in unserer Küche gesehen hatte. Sie hatte panische Angst vor Mäusen, weil in einer früheren Gastfamilie in einem Pullover von ihr ein Mäusenest war. Nachdem sie die Maus in der Küche gesehen hatte, war sie erst einmal krank. Aber danach hat sie wieder gelacht wie früher. Als Dana dann nach ein paar Monaten wieder zurück nach Rumänien gegangen ist, konnte sie ganz gut Deutsch und versprach, uns zu besuchen, was sie dann auch getan hat. Aber nun waren fast Sommerferien, und meine Eltern mussten arbeiten. Also kam Baschka, eine junge Frau aus der Slowakai zu uns. Sie war sehr lieb und hat meiner Schwester Leonie viele Wörter auf Slowakisch beigebracht. Wir konnten nach ihrem Aufenthalt bei uns alle „Bruder Jakob“ auf Slowakisch singen, sowie auch auf Englisch, Französisch, Polnisch und Deutsch. Baschka hatte immer ganz kalte Hände, deswegen haben wir sie „Fischhand“ genannt.

Lida war wie eine Schwester für mich

Leider folgte nach Baschka ein Au-pair, die nicht so nett war. Sie hieß Emy und kam aus Frankreich. Ich mochte sie nicht. Sie sollte mir Französisch beibringen. Da ich Französisch nicht mag, mochte ich sie auch nicht, weil sie ständig ankam und lernen wollte. Sie ist dann auch relativ früh wieder abgereist. Im nachhinein denke ich, dass sie mir nur helfen wollte, aber ich hatte nun einmal keine Lust. Nachdem Emy weg war, kam Lida. Sie war sooo toll! Sie war in der Zeit, in der sie bei uns war, wie eine Schwester für mich. Ich habe alles mit ihr gemacht, außer - natürlich - in die Schule zu gehen. Sie war auch das erste Au-pair, mit dem wir in den Urlaub gefahren sind. Wir waren an der Nordsee und haben Krabben gegessen und sind Fahrrad gefahren und haben zusammen gekocht, waren im Schwimmbad. Mit ihr habe ich mich am besten verstanden und meine Schwestern mochten sie auch. Leider musste sie irgendwann wieder gehen. An dem Abend, an dem mein Vater sie zum Bus zurück nach Tschechien gefahren hat, habe ich die ganze Nacht geweint, weil meine Lida weg war. Nach ihr kam nie mehr ein Au-pair, das mir so viel bedeutet hat. Obwohl auch sie alle ganz nett waren, wie zum Beispiel Lenka, sie ist die Schwester von Baschka und konnte wunderschön malen. Die meiste Zeit, die sie mit uns gespielt hat, haben wir gemalt, sie hat uns viele Dinge beigebracht und noch heute haben wir Bilder von ihr.

Mit Elina im Winterurlaub Snowboarden

Meine Eltern luden nun einen Georgier zu uns ein. Mal ein männliches Au-pair, das war etwas ganz anderes! Leider war es aber ein Reinfall. Er schrieb in seinem Profil Nichtraucher zu sein, was sich als falsch erwies. Außerdem wollte er nie mit uns spielen. Deswegen war er auch nicht lange bei uns. Er hat einfach nicht zu uns gepasst, und das kann ja immer mal passieren. Nach dem Georgier folgte eine Georgierin. Ich kann mich aber fast nicht mehr an sie erinnern. Nur, dass sie eigentlich ganz nett war und eine große Nase hatte. Es wurde wieder Winter und wir wollten in den Skiurlaub fahren. Damit meine Eltern auch ein bisschen Urlaub hatten, kam eine junge Kanadierin namens Elina zu uns. Sie sprach nicht besonders gut Deutsch, aber wir konnten uns auf Englisch ganz gut verständigen. Mit ihr habe ich das Snowboard fahren angefangen. Es war eine Katastrophe, weil wir mehr auf dem Hintern saßen als das wir gefahren sind. Allerdings hat es trotzdem Spaß gemacht. Elina blieb aber nur den Winterurlaub über, denn wir brauchten kein Au-pair zu dieser Zeit.

Wir hatten riesigen Spaß!

Im Sommer darauf sollte wieder ein Au-pair meine Eltern entlasten, erst kam eine Polin zu uns, jedoch belastete sie meine Eltern mehr als dass sie sie unterstützte. Sie konnte kein Wort deutsch und konnte nicht schwimmen, was wir allerdings erst feststellten, als wir im Schwimmbad waren. Da sie kein Deutsch sprach, mussten wir raten, warum sie nicht ins große Becken ging, bis wir feststellen mussten, das sie Nichtschwimmerin war. Solche Situationen gab es mit ihr öfter, also ging sie zurück nach Polen und eine Tschechin kam zu uns. Sie war die Tochter eines Bürgermeisters. Erst machte sie sich an meinen Vater ran und schwänzelte den ganzen Tag um ihn herum. Da ist meiner Mutter schon fast der Kragen geplatzt. Als sie dann noch meinte, sie gehe nicht in öffentliche Schwimmbäder und sie wolle einen Privatpool, hat mein Vater ihr einen Zug heraus gesucht und sie zum Bahnhof gefahren. Ein Jahr später - es war wieder kurz vor den Sommerferien - kam Lili aus Österreich zu uns. Sie sollte mit meiner Schwester zusammen einen Rollstuhlkurs machen. Die beiden verstanden sich super und hatten den Erzählungen zufolge viel Spaß. Wir hatten viele Au-pairs. Ein paar waren der absolute Reinfall, aber mit den meisten hatten wir einen riesigen Spaß. Trotz der Behinderung meiner Schwester haben sich die meisten Au-pairs bei uns sehr schnell eingelebt und wohl gefühlt.

Ich merke heute noch – und das sind drei Jahre, nachdem da letzte Au-pair gegangen ist - dass ich viel offener auf andere Menschen zugehen kann und im Ausland kein Problem damit habe, mit Händen und Füßen zu reden. Die Zeit mit den Au-pairs war sehr schön und lehrreich.