Verhaltensregeln bestimmen hilft!

Gastmutter Lena Maria aus Deutschland hat zwei Mädchen (9 und 12 Jahre alt). Als ihr eine Vollzeitstelle angeboten wird, wagt sie das Abenteuer Au-pair. Der Start verläuft nicht reibungslos, aber Lena Maria lernt schnell daraus. Sie gibt nicht auf. Und siehe da: Mit klaren Verhaltensregeln klappt es richtig gut mit dem neuen Au-pair.

Ein Bach im Wald im Herbst

Ganztagesjob: Ein Au-pair muss her!

Zurzeit haben wir unser viertes Au-pair, und können sagen, dass wir es sehr gut getroffen haben. Auch die vorherigen drei haben sich Mühe gegeben, aber es passte meist einfach nicht so gut zusammen wie anfangs gedacht. Unsere Kinder waren schon 8 und 11, als wir unser erstes Au-pair hatten und bei so großen Kindern sind Anforderungen und Vorstellungen manchmal anders als die jungen Mädchen sich das Au-pair-Dasein vorstellen.

Unser erstes Au-pair brauchten wir kurzfristig, da ich als Gastmutter von einem Tag auf den anderen die Möglichkeit bekam, einen Ganztagsjob anzunehmen. Wir haben von Anfang an darauf hingewiesen, dass die Arbeitszeiten nachmittags und am frühen Abend liegen würden und die Vormittage daher langweilig sein könnten, wenn man sich nicht selbst beschäftigt. Dafür konnten wir viel Zeit für Sprachkurse und sonstige Aktivitäten, freie Abende ab 20 Uhr und komplett freie Wochenenden anbieten.

Erstem Au-pair lag Kinderbetreuung nicht

Unser erstes Au-pair war schon in Deutschland, kam aus der EU und konnte sofort starten. Sie hatte einen Freund in der Nähe und freute sich über die komplett freien Wochenenden. Als Problem hat sich später herausgestellt, dass sie eigentlich nur „irgendeinen" Job brauchte und gar nicht so erpicht darauf war, mit Kindern zu arbeiten. Das führte dazu, dass sie bei jeder kindertypischen Streiterei zwischen den Geschwistern, jedem Nicht-Hören und jeder erforderlichen Ansage an die Kinder genervt oder verzweifelt war, und immer später aus dem Wochenende zurückkam bzw. immer früher ins Wochenende ging.

Mit dem Autofahren überfordert

Für sie war es auch ungemein schwierig, sich selbst zu beschäftigen, was dazu führte, dass sie sich langweilte und einsam war. Am problematischsten für uns stellte sich aber heraus, dass trotz vorheriger Ankündigung, Autofahren zu können, sie sich hiermit komplett überfordert fühlte! Wir hatten vorher gesagt, wie wichtig uns der Führerschein ist, da alle Aktivitäten der Kids Autofahrten erforderten. Sie hatte dann aber furchtbare Angst vor dem Fahren und weinte viel hierüber.

Öffentliche Rüge ist nicht akzeptabel

Wir haben sie trotzdem fahren lassen, in der Hoffnung, dass sie schnell wieder Fahrpraxis und Sicherheit erlangt. Heute würde ich das nicht noch einmal mitmachen wollen – nicht auszudenken, was hätte passieren können! Nach wenigen Monaten trennten wir uns, da sie begann, öffentlich bei Facebook über uns schlecht zu sprechen – das war für uns nicht akzeptabel.

Schöne Zeit mit zweitem Au-pair

Unser zweites Au-pair hatten wir lange Monate vor dem Antritt (schon vor Beginn von dem ersten Au-pair) gefunden. Wir freuten uns riesig auf sie, da alles sehr gut zu passen schien. Wir haben auch 7 Monate zusammen verbracht und erinnern uns zum größten Teil gerne an die Zeit zurück. Natürlich gab es auch hier Probleme, die aber auch teils durch unsere eigene Au-Pair-Unerfahrenheit verursacht wurden.

Wir lernen dazu: Regeln kommunizieren hilft

Die Mithilfe ließ über die Zeit nach, was man rechtzeitig mit klaren Ansagen hätte korrigieren müssen – hier haben wir aber aus falscher Rücksicht nicht klar genug gesagt, was wir erwarten. Dies auch aus Angst und Abhängigkeit, dass sie uns verlassen würde und wir kurzfristig andere Kinderbetreuung bräuchten. Hier haben wir gelernt, dass man sich nicht „erpressbar" machen darf, indem man zu abhängig ist, und den Launen des Au-pairs ausgesetzt ist. Viele Dinge müssen auch vorab klargestellt sein und Regeln deutlich definiert werden.

Langeweile wird zum Problem

Am Ende hatte auch dieses Au-pair ein Problem mit der Langeweile an den Vormittagen und wünschte sich Babies oder Kleinkinder zum Betreuen – angehende Teenager waren ihr zu aufmüpfig (dabei haben wir recht brave Mädchen), zu kompliziert und vor allem zu selbständig.

Unser drittes Au-pair: Eine Wechslerin

Nachdem sie uns also recht spontan verließ, kam ein drittes Au-pair. Wir fanden eine Wechslerin, die spontan kommen konnte, alles klang gut. Sie hat uns allerdings „beigebracht", wie schwer es ist, hinter die Fassade zu sehen. Stutzig hätte uns machen können, dass sie bereits zweimal gewechselt hat. Hierfür gab es aber zunächst gute Erklärungen, so dass wir in unserer Betreuungsnot dieses nicht weiter hinterfragten. Die Kinder mochten sie und fühlten sich beim Autofahren sicher, was für uns die Hauptsache war. Einiges andere verlief aber nicht ideal, und nach acht Wochen waren wir um zahlreiche Erfahrungen reicher und um einiges Geld ärmer.

Aus Erfahrungen lernen hilft sich zu schützen

Nachdem wir und fast schon mit dem Thema Au-pair abschließen wollten, entschieden wir uns, unsere Erfahrungen konstruktiv zu nutzen. Dies wird uns künftig nicht mehr passieren:

  • Der illegale Download im Internet – sehr teuer für die Gastfamilie, da der Anschlussinhaber haftet. Hier hilft ein Internet-Stick auf den eigenen Namen!
  • Der Auto-Schaden („Ich war das nicht, das muss ein anderer am geparkten Auto verursacht haben") – eine klare Vereinbarung zu Autoschäden, z.B. geteilte Selbstbeteiligung, muss her.
  • Führerschein-Umschreibung bezahlt, und dann direkt das Au-pair-Jahr bei uns abgebrochen. Extras werden fortan nur noch nach erfolgreicher Beendigung der Zeit bei uns erstattet.
  • Ein renovierungsbedürftiges Au-Pair-Zimmer (wir waren wenige Wochen vorher in einen NEUBAU eingezogen!) – auf gewisse Verhaltens- und Hygieneregeln wird nun ausdrücklich hingewiesen.
  • Es gibt noch einiges, aber zu guter Letzt gilt fortan für uns: Portemonnaies und Handtaschen werden auch im eigenen Haus nicht mehr offen herumliegen gelassen!

Wir wagen einen weiteren Versuch

Eigentlich hatten wir nach diesen Erfahrungen erst einmal genug vom Projekt „Au-pair" und wollten aufgrund vieler neuer grauer Haare, Nerven, die es kostete, einigem Ehekrach und nervösen Kindern, an denen auch nicht alles spurlos vorüber ging, nicht unbedingt weitere Au-pairs bei uns aufnehmen. Wir mussten aber noch einige Monate überbrücken, bis sich meine Arbeitszeit reduzieren lassen würde. Inzwischen sind wir aber doch sehr froh, dass wir einen vierten Versuch gewagt haben.

Unser Sommer-au-pair: Ein Volltreffer!

Wir haben jetzt ein Sommer-au-pair, das leider nur für die Semesterferien, also gut drei Monate bleiben kann. Wesentlich für den diesmaligen Erfolg war, von Anfang an auch alle möglichen Probleme anzusprechen. Außerdem wichtig ist, klar zu sagen, was man braucht und erwartet, und auf das Bauchgefühl zu hören, was die Kommunikation, Nachfragen durch das Au-pair zu unseren familiären Gegebenheiten und eigene Nachfragen zu ihren Vorstellungen zur Au-pair Zeit betrifft.

Selbständigkeit ist viel wert

Wir durften feststellen, dass es auch ein geordnetes Miteinander geben kann, bei dem alles klappt, wie man es braucht. Sie hat ein gutes Verhältnis zu den Kindern, kann prima Auto fahren. Sie nutzt ihre freie Zeit für einen ausgiebigen Sprachkurs und nimmt jede Hilfestellung für Kontaktmöglichkeiten zu anderen Au-pairs an und hat sogar viele Kontaktmöglichkeiten zu Studenten usw. gefunden, ist also ganz toll selbständig.

Tolle Erfahrung!

Wir sind sehr traurig, dass sie nur noch so kurz bleiben kann, und sind froh, dass sie für uns das Au-Pair-Modell doch noch zu einer erstrebenswerten Erfahrung hat werden lassen, die wir – jedenfalls als Sommermodell für die Ferienzeit – durchaus wiederholen werden!