Kasia und ihr großes Glück in Deutschland

Kasia aus Polen hat bei ihrer Gastfamilie in Deutschland nicht nur die deutsche Sprache gelernt, sondern auch Verantwortung zu übernehmen. Und Deutschland ist sie treu geblieben.

Kasia mit ihren Gastkindern auf dem Weihnachtsmarkt

Ich möchte vor Ort noch besser Deutsch lernen

Da meine Au-pair-Zeit schon ziemlich lange her ist, kann ich mich nicht an alle Einzelheiten erinnern. Ich hatte während des Au-pair-Jahres viele schönen Momente, habe sehr viel Neues erlebt und unendlich viel gelernt, wie z.B. Verantwortung, Selbständigkeit, Umgang mit Kindern, Erziehung oder Windeln wechseln ;-) – das kann wohl nicht jeder.

Es war schon immer mein Traum, nach Deutschland zu kommen. Warum? Vielleicht, weil mir die Sprache so gut gefallen hat. Ich hatte einfach Spaß, Deutsch zu lernen. Alle meine Freunde haben Englisch gelernt und ich habe - als einzige in der Schule - Abitur in Deutsch abgelegt. Ich war stolz auf meinen Erfolg! Gleich nach dem Abitur habe ich mein Germanistik-Studium angefangen.

Nach den ersten beiden Semestern habe ich jedoch festgestellt, dass Konversation auch nach über vier Jahren intensiven Lernens doch nicht so leicht ist. Ich musste einfach irgendwo hin, wo ich mich noch mehr in der deutschen Sprache unterhalten kann – also ab nach Deutschland. Die Idee wurde von meinen Eltern gut angenommen, und schon bald habe ich eine Familie bei Kassel gefunden. Also alles perfekt.

Vom Kennenlernen zum zweiten Zuhause

Der erste Besuch Ende 1997 war nur kurz – eine knappe Woche. Meine neue Gastfamilie hat mich sehr herzlich aufgenommen. Alle waren total nett zu mir, sehr offen und kommunikativ. An meinem Anreisetag hat mich mein Gastvater vom Bahnhof abgeholt. Ich weiß noch, wie nervös ich damals war. Neues Land, fremde Sprache – eine große Herausforderung stand mir bevor. Aber es war gar nicht so schlimm. Ich habe mich bei meiner neuen Gastfamilie von Anfang an sehr wohl und gut aufgehoben gefühlt. Sie haben mich wie ein neues Familienmitglied behandelt. Für mich ist es mein zweites Zuhause geworden. Wir hatten viel Spaß zusammen, haben uns gegenseitig unterstützt und geholfen. Schon ein paar Wochen nach dem Kennenlernen hatte ich alle Unterlagen zusammen, um mein Au-pair-Jahr zu beginnen. Also bin ich Anfang 1998 zu meiner neuen Gastfamilie gezogen: Gaby, Uwe, Sinje, Leonie und den tollen Familienhund Fee. Kurz danach hat sich die Familie vergrößert: die Jule kam zu Welt.

„Meine“ Jule kommt zur Welt!

An die Nacht, in der Jule zur Welt kam, kann ich mich noch sehr gut erinnern: der Geburtstermin war überfällig (anscheinend hatte es die Kleine aber nicht wirklich eilig, in die große unbekannte Welt zu kommen) und es konnte jeden Moment losgehen. In dieser Nacht war ich gerade unterwegs. Meine Gastfamilie hat mir ein Handy mitgegeben, für den Fall, dass die Geburt losgeht.

Dieser Augenblick ist noch heute präsent

Ich habe die ganze Nacht immer wieder auf das Handy geschaut – es hat aber in dem wichtigen Moment versagt. Als ich mitten in der Nacht nach Hause kam, sind mir Gaby und Uwe schon entgegengekommen. Das Taxi wartete bereits – es war also soweit – die Jule wollte raus. In der Nacht konnte ich nicht mehr schlafen, auch die beiden Mädchen waren wach und wir haben alle zusammen auf das neue Familienmitglied gewartet. Es war ein tolles und unvergessliches Erlebnis, als ich die Kleine ein paar Stunden nach der Geburt in den Armen halten durfte. So ein kleines, süßes Wesen – diesen Moment habe ich noch heute vor Augen.

Ich habe sehr viel über Kinder gelernt!

Die ersten Wochen nach der Geburt waren sehr aufregend – vor allem für mich. Ich hatte mich noch nie um einen kleinen Menschen gekümmert – es war alles so neu und so spannend. Ich habe in der Zeit sehr viel über Kinder gelernt. Ich denke, viele von Euch haben Bedenken, wie es so sein wird, wenn man irgendwann selbst Mutter wird und sich um das Baby kümmern muss. Ich habe es während meiner Au-pair-Zeit miterlebt – es ist wunderschön. Diese Erfahrung ist eine echte Bereicherung und sie hat mich sehr geprägt.

Der Schaukelstuhl wird Jules Einschlafhilfe

Jule war mein Liebling und ich habe sie dementsprechend sehr verwöhnt und auch ein bisschen verzogen. Am liebsten saß ich mit der Kleinen im Schaukelstuhl und habe sie so zum Schlafen gebracht. Es war immer sehr entspannend. Der kleinen Jule hat das auch sehr gut gefallen. So gut, dass sie sich ziemlich daran gewöhnt hat. Sie konnte dann ohne Schaukeln nicht mehr einschlafen. Sie ins Bettchen legen und alleine lassen war nicht möglich. Ihr das Schaukeln wieder abzugewöhnen war für alle Beteiligten nicht leicht.

Meine Gastfamilie bringt mir täglich neue Begriffe bei

Am Anfang hatte ich noch große Probleme mit der Sprache – meine Gastfamilie hat sich jedoch sehr gut und sehr intensiv um mich, vor allem um meine Aussprache, gekümmert. Die Familienmitglieder haben mich immer wieder korrigiert und mir neue Wörter und Begriffe beigebracht – das fand ich echt gut und hilfreich. Viele und intensive Gespräche haben mir sehr viel gebracht, meine Deutschkenntnisse zu verbessern. Nach dem Au-pair-Jahr habe ich sogar ein Studium in Kassel angefangen und inzwischen habe ich fast keine Sprachprobleme mehr. Das habe ich auch meiner Gastfamilie zu verdanken – sie haben mich auf meine Zukunft in Deutschland sehr gut vorbereitet.

Ich kann jedem nur zu einem Au-pair-Jahr raten

Ich weiß noch, ich musste öfters einen Artikel in der Zeitung lesen und danach erzählen, worum es ging. Auch bei der Vorbereitung auf eine Sprachprüfung habe ich viel Hilfe von meiner Gastfamilie bekommen. Es war für mich ein sehr erfolgreiches Jahr. An dieser Stelle kann ich jedem - der weiter kommen möchte, was Fremdsprachen betrifft - nur empfehlen, ein Au-pair-Jahr zu machen.

Gute-Nacht-Geschichten vorlesen: bestes Training für die Aussprache

Die Betreuung der drei Mädchen hat mir sehr viel Spaß bereitet. Wir hatten sehr viele schöne Momente: Wir haben zusammen gespielt, rumgetobt, gekuschelt, Pfannkuchen gemacht und gegessen. Ich weiß noch, den beiden größeren Mädels sollte ich öfters eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen – das war nicht leicht –- ich hatte echte Probleme mit Lesen und die Mädchen mussten mich ständig korrigieren. Ich fand das süß, vor allem, da sie manche Geschichten echt auswendig kannten.

Julia war noch zu klein, um mitzuspielen. Mit ihr bin ich spazieren gegangen, habe mit ihr bei McDonald's Milchshake getrunken oder habe ihr beigebracht, wie man unbemerkt dem Hündchen das Essen herunter schmeißt, falls was nicht schmeckt. Nein, das ist Spaß - das habe ich nicht gemacht - das hat die Jule sehr schnell selbst herausgefunden. Komischerweise lag der Hund beim Essen immer in ihrer Nähe. Das mit dem Milchshake war aber meine Schuld.

Auch der Familienhund ist superlieb!

An Fee, den Familienhund, habe ich auch schöne Erinnerungen. Ich weiß noch, als ich das erste Mal bei meiner Gastfamilie war. Fee hat mich gleich akzeptiert und ist mir fast nicht von der Seite gewichen. Als ich nach meinem ersten Aufenthalt nach Hause fahren wollte, hat Fee in meinem Zimmer übernachtet. Als ich wieder zurück kam, war die Wiedersehensfreude unerwartet groß. Fee hat vor Freude laut gebellt, ist herum gesprungen und hat mich total lieb begrüßt – das war die große Liebe!

Vorher besuchen zeigt, ob beide Seiten zueinander passen

Das Au-pair-Jahr zu machen war genau die richtige Entscheidung - für mich und auch für meine Zukunft. Ich bin sehr froh, dass ich diesen Schritt gewagt habe und würde es jedem nur empfehlen. Natürlich ist mein Aufenthalt ausgesprochen gut verlaufen und meine Erfahrungen sehr positiv. Es kann natürlich auch anders laufen. Muss es aber nicht, wenn man sich die Gastfamilie genau aussucht und sie eventuell genauso wie ich im Vorfeld für ein paar Tage besucht. Ich denke, so können beide Seiten schauen, ob man zueinander passt. Und das ist sehr wichtig – sonst macht das allen Beteiligten keinen Spaß.