Wir sind gespannt, was das nächste Au-pair an neuen Sitten und Gebräuchen mitbringt

Gastmutter Julia aus Deutschland ist vom Au-pair zur begeisterten Gastmutter geworden. Das Fazit ihrer Erfahrungen: ein Gedicht.

Frankfurt Brücke bei Nacht

Viel zu spät begreifen viele
die versäumten Lebensziele:
Freude, Schönheit der Natur,
Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise! 
Höchste Zeit ist's! Reise, reise!

Ich war selbst zwei Jahre als Au-pair im Ausland

Unsere beiden Mädchen sind in London geboren und wachsen zweisprachig auf (englisch-deutsch). Ich selbst habe eine deutsche Mutter und einen kubanischen Vater und war nach der Schule zwei Jahre lang als Au-pair im Ausland. Dank AuPairWorld konnte auch ich schon nette Gastfamilien kennen lernen. Als wir nun beide nach dem Umzug von London nach Frankfurt am Main mit Vollzeitjobs vor einem kleinen Planungsproblem standen, kam die Lösung fast von selbst – ein Au-pair muss her. Herkunft? Am liebsten spanisch-sprachig. Alter? Zwischen 20 und 25, da unsere beiden doch recht jung sind. Uns sonst? Sprachkenntnisse? Was soll sie tun? Und wie werden die Kinder reagieren?

Adriana aus Mexiko: Stets wie eine große Schwester

Nach ausgiebiger Suche wurden wir fündig. Adriana, 24 Jahre aus Mexiko. Schon erstaunlich, wie lange doch so eine Visumserteilung dauern kann. Über 3 Wochen telefonierte ich mit fast jeder Behörde in Deutschland. Nach 6 Wochen war es geschafft und sie konnte endlich kommen. Liebenswert, aufgeschlossen, kreativ, sehr sprachbegabt. Unsere Mädchen sehnen sich noch heute, nach über 2 Jahren, nach ihr. Sie war den beiden stets eine große Schwester. Und wenn auch die Ordnung und Organisation nicht so ganz unserem Stil entsprachen, so haben wir mit ihr eine gute Freundin gewonnen. Sie integrierte sich schnell und kannte nach nur kurzer Zeit die halbe Stadt.

Kreative Kinderbetreuung: Basteln und Malen sind gefragt 

Die Kinderbetreuung war immer sehr kreativ, am liebsten haben alle drei gemalt und gebastelt. Sie schloss Freundschaften, wo sie nur konnte. Trotz aller Betreuung bleiben Unfälle manchmal nicht aus. Unsere Mädchen sind sehr temperamentvoll und lebhaft – "They are quite a handful," wie mein Mann sie gern beschreibt. Die Große zog sich einmal beim Spielen mit Freunden in deren Haus ein kleine Verbrennung zu. Im Nachhinein musste auch Adriana von uns getröstet werden, doch sie meisterte die Situation sehr gut, fuhr mit ihr zur Kontrolle ins Krankenhaus, tröstete und bewahrte Ruhe. Was übrig blieb, war nur der Schreck, ein großes Pflaster und (hoffentlich) eine Lektion fürs Leben. Noch heute ist sie in Deutschland, in glücklicher Beziehung und mit einem guten Job. Wir freuen uns schon auf ihren nächsten Besuch bei uns.

Auf in die zweite Runde

Da Adriana beschlossen hatte, in Deutschland zu bleiben, jedoch ihren Au-pair-Aufenthalt nicht verlängern konnte, mussten wir uns erneut auf die Suche machen. Trotz aller Liebe zu den lateinamerikanischen Ländern wollten wir die Visum-Antragszeiten vermeiden. Unsere Suche konzentrierte sich nun auf die iberische Halbinsel – ¡Viva España! Aufgrund der schwierigen Situation hatten wir gefühlte 1.000 Bewerbungen. Durchkämpfen, viel per Skype telefonieren, -zig E-Mails pro Tag. Langsam wurde die Zeit knapp – Adriana hatte bereits ihren Arbeitsvertrag.

Maria fühlt sich mit den Kindern am wohlsten

Kurz vor knapp hatten wir Erfolg und fanden eine 19-jähre Spanierin, selbst zweisprachig aufgewachsen und – wie soll es auch anders sein – namens Maria. Anfangs eher zurückhaltend und (leider) auch heute noch gegen Ende ihres Aufenthaltes häufig vom Heimweh verfolgt, schlossen wir auch sie schnell ins Herz. Am besten kann man sie so beschreiben, wie sie es selbst getan hat – sie fühlt sich zwar sehr wohl, möchte aber auf jeden Fall wieder nach Hause und fühlt sich in unserer Familie am allerwohlsten, wenn sie mit den Mädchen zusammen ist, weil sie dann sie selbst sein kann. Sie ist zwar ein ganzes Stück jünger als unser erstes Au-pair, jedoch sehr selbständig, ehrlich und reif trotz ihrer jungen Jahre.

Dank unseres Au-pairs sprechen die Mädchen jetzt besser Spanisch

Sie lernte schnell, den Kindern auch Grenzen zu setzen. Dank ihr sprechen die Mädchen jetzt noch ein paar Worte mehr auf Spanisch und können sich mehrsprachig verständigen und auch fix die Sprache wechseln, wenn der Gesprächspartner nicht alles gut zu verstehen scheint. Mit Maria sind wir in ein neues Haus gezogen – dort hat sie kräftig mit angepackt und uns sehr viel mit zusätzlichen Betreuungsstunden geholfen. Ein "Dauergast" in den eigenen 4 Wänden kann einem auch mal ein wenig auf die Nerven gehen. Wenn dann aber die Kinder lachend und freudestrahlend durchs Haus toben und von einem ebenfalls lachenden Au-pair verfolgt werden, sind diese Gedanken schnell vertrieben.

Wir werden auch weiter 12 Weintrauben am Silvesterabend essen

Das nächste Mädchen (ob es wohl irgendwann auch mal ein Junge wird...?) ist bereits ausgesucht und sitzt schon fast auf gepackten Koffern. Wir sind gespannt. Maria hat ebenfalls mit ihr gesprochen und uns bei der Auswahl unterstützt. Ein Treffen aller Mädchen im Sommer wäre ein guter Anlass für eine kleine Feier. Wir hoffen auf weitere viele unvergessliche Stunden und interkulturellen Austausch – wir werden auch weiterhin den „Día de los Muertos“ feiern und 12 Weintrauben am Silversterabend essen. Mal sehen, was das nächste Mädchen für Traditionen und Bräuche sowie interessante Geschichten mit sich bringt. Wenn unsere Mädchen einmal flügge sind, können mein Mann und ich dann alle Herkunftsstädte und -länder bereisen und uns an die schöne Zeit erinnern.