Meine Au-pair-Erfahrung in England und Italien

Lisa war als Au-pair in England und danach in Italien. Ihre erste Familie hat sie über eine klassische Au-pair-Agentur gefunden und hatte leider nicht so viel Glück. Bei der zweiten Familie hatte sie sich dafür entschieden, ihre Familie über AuPairWorld selbst zu suchen. Warum es in der ersten Familie nicht geklappt, erzählt sie in ihrem Erfahrungsbericht. 

Lisa in England und Italien

Neue Lebenserfahrungen sammeln

Hallo! Mein Name ist Lisa, ich bin 22 Jahre alt und möchte hier meine Au-pair-Erfahrungen mitteilen.

Ich habe meinen Job und meine Wohnung gekündigt, um Au-pair zu sein, mein Englisch zu verbessern, neue Lebenserfahrungen zu sammeln und um einen neuen Lifestyle kennenzulernen. Somit meldete ich mich zuerst auf der Website einer klassischen Au-pair-Agentur an, da ich dort als Au-pair Professional weitermachen konnte. Ich bin Kinderpflegerin bin und dachte, da würde ich bestimmt in eine gute Familie kommen. (Im Endeffekt hätte ich nur 15 Euro mehr verdient als ein normales Au-pair, sonst waren keine Vorteile da.) Die Anmeldung war sehr kompliziert und es hat Monate gedauert, bis mein Profil überhaupt veröffentlicht wurde. (...)

(...) Irgendwann hatte ich eine Familie in London gefunden: 3 Kinder, 3, 41/und 6 Jahre. Von Anfang an fühlte ich mich etwas ausgeschlossen von der Familie. Sie luden mich z. B. nie zum Abendessen ein. Nie luden sich mich ein, mit an ihren Unternehmungen teilzunehmen. Sie gingen ins Café, in den Park usw. Immer blieb ich alleine zu Hause. Sie haben mich sehr ausgeschlossen. Selbst an dem Geburtstag der Mutter (ich besorgte eine Kette für sie, obwohl sie schon ganz schön unfreundlich war) keiner lud mich ein, mit zu feiern. Ich saß alleine im Zimmer und schaute mir die Fotos an, die sie sich in den Gruppenchat geschickt hatten.

Extrem stressige Tage

Am allerersten Tag sollte ich bereits alle Kinder von der Schule abholen. Die Kinder waren sehr frech, sowas hatte ich in 4 Jahren Kindergartenarbeit selten erlebt. Auch am ersten Tag haben sie sich gegenseitig aufgepusht und sind im Dunkeln vor mir weggerannt. Während ich den Kleinen an der Hand hatte, haben sie ihn mir weggerissen, sind zum Fluss gerannt und haben ihre Schuhe einfach reingeworfen und sich gegenseitig ins Wasser geschubst. Jeder Morgen war extrem stressig, die Mutter hat mich im Endeffekt sehr ausgenutzt. Ich hatte gar keine Zeit für die Kinder, weil ich einfach so viele Aufgaben jeden Tag erledigen musste. Während ich in der Früh die 3 Kinder aufweckte und runterbrachte, die Betten machte, die Anziehsachen herrichtete, die Spülmaschine aus- und einräumte, die Wäsche machen und aufhängen musste, das Schulbrot für die Kinder vorbereiten, das Frühstück machen sollte und auch beim Frühstück dabei sitzen sollte. (...)

Am besten sollte ich den Kindern noch ein Buch beim Frühstück vorlesen, damit sie sitzen bleiben. Dann die Kinder anziehen, Zähne putzen, Haare machen und in die Schule bringen. Das waren nur die Morgen-Aufgaben. Und jeder, der mit Kindern zu tun hat, weiß, dass eine einzelne Aufgabe davon schon sehr viel Zeit kosten kann. Die hatte ich nicht, vor allem nicht für die Kinder. Jeder Tag war extrem stressig und ich hatte Listen mit Aufgaben, die ich jeden Tag abhaken sollte. Das ganze Zeug hätte man sich nie merken können. Ich war so gestresst und fertig schon nach der ersten Woche, obwohl ich normalerweise 50 Kinder im Kindergarten habe und das sehr viel einfacher war als diese 3 Kinder! Der Alltag hat mich sogar zum Weinen gebracht, obwohl ich sehr schwer aus der Ruhe zu bringen bin.

Krankheit und Missverständnisse 

Die Familie hatte außerdem noch eine andere Nanny, die ab und zu nachmittags kam. Diese hat mir am ersten Tag alles gezeigt. Auch ein Täschchen mit Geld, falls ich einkaufen musste und wo auch die Fahrkarten bzw. Kreditkarten drin waren. Denn wenn man in England mit dem Bus usw. fährt, darf man nicht mit Bargeld zahlen sondern muss mit einer englischen Kreditkarte zahlen. Diese hatte ich natürlich nicht. Ich hatte die Nanny gleich gefragt, ob ich die Karte auch zum Fahren benutzen darf. Sie antwortete mit "Yes sure!" Und ich dachte logisch, ich hatte ja sowieso keine Englische Karte zum Busfahren und im Internet habe ich zudem auch gelesen, dass Au-pair-Familien die Fahrkarten zahlen. Ich musste sie ja nutzen. Und ich dachte mir, die Nanny wird mich ja nicht anlügen. Wenn ich einkaufen war, legte ich jedes Mal alle Kassenzettel rein. Meine Sachen wie Süßigkeiten, Joghurts, usw. bezahlte ich immer von meinem Taschengeld. Ich war ungefähr 3 Wochen in dieser Familie. Insgesamt bin ich am Wochenende einmal in die Stadt gefahren, um andere Au-pairs zu treffen und einmal unter der Woche mit dem Bus wohin. Da habe ich diese Karte benutzt. Was daraus geworden ist, dazu am Ende mehr.

Nach ein paar Tagen kamen auch die Eltern der Mutter, um für ein paar Wochen zu bleiben und auch um mitzuhelfen. Sie waren sehr fit insgesamt. Übrigens war ich, seit ich in der Familie angefangen hatte, krank und bekam dann auch Fieber. Der Arzt hatte eigentlich gemeint, ich sollte 5 Tage nicht arbeiten und es ist auch ansteckend. Als ich dass der Mutter erzählte, meinte sie erstmal nix dazu. Als ich es das 2. Mal erwähnte, fing ich an mit: Es wäre ja nicht so gut, wenn ich nicht arbeiten würde, oder?"  Die Mutter meinte nur: Ach die Ärzte hier sehen das zu streng." Nicht einmal hat die Familie gefragt, ob ich mich nicht ausruhen möchte. Sie hatten gesehen, dass es mir nicht wirklich gut geht. (...) Dann brachte ich die Kinder trotzdem zur Schule und fiel dann, als ich wieder zurück war, sofort ins Bett. Im Gruppenchat (wo alle drin waren,) schrieb ich dann, ob ich mich nicht den Nachmittag ausruhen konnte. Dann kamen kurze Zeit später Nachrichten mit "Arbeitest du morgen wieder?" Ich antwortete, dass ich ja noch nicht wissen kann, wie es mir am nächsten Tag geht. Ich sagte, ich entscheide normalerweise danach, wie es mir geht, aber ich würde auf jeden Fall gerne morgen wieder arbeiten. Dann kam von allen Seiten "JA oder NEIN? Ich verstehe das nicht !".  Dann antwortete ich, dass ich nicht klar sagen kann, ob ich morgen wieder arbeiten kann, also musste ich mit Nein antworten. Ich konnte ja nicht wissen, ob sich mein Gesundheitszustand wieder ändert. Und ich fühlte mich so schuldig, nur weil ich mich den einen Arbeitstag mal ausruhte.

Streit und Schluss

Auch das Wochenende davor lag ich nur im Bett, um mich von der Woche auszuruhen. Dann kam der Samstag, ich hatte mit anderen Au-pairs schon länger ein Treffen ausgemacht, was ich zwischendurch wieder abgesagt hatte, weil ich krank war. Aber am Samstag-Nachmittag fuhr ich dann doch noch in die Stadt, um die anderen kennenzulernen. Ich betrieb ja keinen Leistungssport, es war mein freier Tag. Wir hatten ausgemacht, etwas Essen zu gehen. Was auch gut war, da ich mir nicht extra etwas kochen musste. Ich musste mich nur in die U-Bahn setzen und hinfahren. Leider zog sich das Ganze, da wir eine Dreiviertelstunde auf ein anderes Au-pair warten mussten, das zu spät kam, (...). Zu allem Übel waren, als ich zurück wollte, auch noch alle U-Bahnen geschlossen. (Wegen Überfüllung) Ich habe Stunden gewartet und bin von einer Station zur nächsten gelaufen, bis ich endlich zurückfahren konnte.

Als ich dann zurück kam, stand schon der Vater auf der Treppe: Ich fass es ja nicht. Lisa das geht nicht!" Ich habe ihm erzählt, wie doof das gelaufen ist. Aber es war ja mein freier Tag. Er wurde immer lauter. Lisa, am Wochenende hast du dich auszuruhen, damit du wieder fit für die Arbeit bist!! Was meinst du, was das für uns bedeutet, wenn du nicht arbeitest?!? " Ich habe geantwortet, dass ich die ganze Zeit mit Fieber gearbeitet habe und ich mich doch nur einen Tag ausgeruht habe! Darauf kam: Nein!! Es waren eineinhalb Tage!!" Und ich fragte, was es denn heißen soll, dass ich die ganze Zeit brav arbeiten soll und meine Pause zwischen der Arbeit und das Wochenende nutzen soll, um mich immer komplett auszuruhen? Er wurde immer lauter. Ja natürlich!!" Ich habe gesagt: Puh.. ich kann das nicht mehr. Ich denke, ich werde die Familie wechseln. " Dann hat er gesagt, ja mach doch. Ich ging in mein Zimmer. Als ich nach kurzer Zeit nach unten kam, weil ich etwas trinken wollte, kam die Mutter mir entgegengestürmt und schrie mich an: Lisa! Pack sofort deine Sachen!! Morgen früh bist du draußen!!" Ich hab gefragt, wo ich hin soll und dass sie mir normalerweise 2 Wochen Zeit geben müssten! Dann kam nur: Ist uns doch egal! Gib mir sofort deinen Schlüssel!" (...)

Vor die Tür gesetzt

Ich packte also spät am Abend meine Koffer, rief die Agentur an, dass das doch nicht sein kann und dass ich am liebsten sofort weg wollen würde. Sie haben gemeint, dass sie mit der Familie ausgemacht haben, dass die Familie mich am nächsten Tag zum Hotel fährt und ich von dort den Flug nach Hause nehmen soll. Ich soll noch die eine Nacht warten, weil sonst keiner die Kosten übernimmt. Also blieb ich die eine Nacht. Am nächsten Morgen trug ich meine schweren Koffer die Treppenstufen runter und wartete. Die Mutter kam an mit einem Grinsen und sagte in einem falschen Ton "Guten Morgen Lisa!" Ich antwortete darauf nicht. Kurz darauf kam sie wieder. Hol das Bettzeug runter, wir sind doch kein Hotel!" Als ich das gemacht hatte hieß es: So, raus mit deinen Sachen. Wir fahren dich nirgendwo hin! Du hast nicht Guten Morgen gesagt! " (Ich war normalerweise die, die jeden Tag guten Morgen gesagt hat, aber auf diesen falschen Ton wollte ich nicht antworten).

Eines der Kinder kam noch. "Lisa, warum gehst du? Lisa, warum hast du der Mama Geld geklaut?" Und ich war entsetzt. "BITTE WAS??" Der Vater stand daneben und zuckte lächelnd mit den Schultern. Ich habe gesagt: Was erzählt ihr denn bitte euren Kindern!??? Das stimmt doch gar nicht! Bitte glaub nicht, was deine Eltern dir da erzählt haben!" Ich nahm also meine 2 Koffer und meine Tasche und ging raus. Lief auf den Straßen lang und wusste nicht wohin. Ich hatte kein Internet und konnte niemandem schreiben. Natürlich auch keine Englische Karte um mit den Öffentlichen zu fahren. Dann fragte ich Fremde unter Tränen, ob sie mich zum Flughafen fahren können in meinem nicht ganz so gutem Englisch. Die Agentur zahlte den Rückflug, aber das war es auch an Hilfe.

Ende gut, alles gut

Irgendwann, als ich wieder zurück in Deutschland war, setzte ich mich in Verbindung mit der deutschen Agentur. Fragte unter anderem, was es für Gründe gegeben haben soll und dass die Familie doch 2 Wochen mit sowas warten muss. Dann sagten sie mir es war ein schwerer Fehler, dass ich die Karte für die Fahrt genutzt hatte für mich. Ich hatte doch die Nanny gefragt. Es war ein Missverständnis mehr nicht!! Und sogar den Kindern erzählen sie sowas wie, ich hätte Geld geklaut deswegen! Das klingt ja so als wär ich shoppen gegangen damit oder sonst was! Aber die Familie musste natürlich Gründe suchen, um mich rauszuschmeißen. (...)

Ich durfte bei der Agentur nicht weiter nach Familien suchen. (...) An dem Abend als ich meine Koffer packen musste, erzählte ich einen Bruchteil einer Mitarbeiterin der englischen Agentur, die auch deutsch konnte. Die Chefin hat erst mit der Familie geredet. Als sie mit mir am Telefon danach redete, hat sie mir nicht richtig zugehört und gemeint wir zahlen dir den Flug. Dann wurde ich aus dem Gruppenchat rausgeschmissen und erfuhr später von einem anderen Au-pair, was die Chefin hinter meinem Rücken geschrieben hatte! Es sei gelogen, dass ich rausgeschmissen wurde. (...)

Etwas Gutes hat die Sache dann doch. Ich meldete mich danach bei der Seite "AuPairWorld "an. Diese Seite kann ich nur empfehlen! Kostenlos ist es und es ging ruck zuck, sich anzumelden! Ich hatte über Nacht 50 Familienanfragen und auch super schnell eine Familie in Italien gefunden, dem Land der Freundlichkeit. In dieser Familie fühle ich mich viel mehr wie ein Mitglied. Es ist so, wie es als Au-pair sein sollte. Wir kommen sogar ohne Vertrag sehr locker klar. Hier fühle ich mich nun wie ein Teil der Familie (...).

Danke fürs Zuhören! Lisa.