Ein tolles Jahr in Holland

Teresa aus Deutschland verbrachte ab August 2009 ein Jahr als Au-pair in Holland. Ein tolles Jahr voller neu gewonnener Freunde und schöner Erlebnisse. Aber auch ein Jahr, in dem sie gelernt hat, Probleme offen anzusprechen und Konflikte konstruktiv zu lösen.

Amsterdam und Fahrräder bei Nacht

Was mache ich nach dem Abitur?

Die Entscheidung, Au-pair zu werden, war bei mir eher spontan. Am Anfang hatte ich erst einmal Zweifel. Ich hatte kaum Erfahrung mit Kindern und machte mir deswegen natürlich Gedanken. Aber da ich unbedingt ins Ausland wollte, Kinder an sich sehr gern mochte und dann noch dazu kam, dass ich nicht sofort nach dem Abitur anfangen wollte zu studieren, entschied ich mich vier Monate vor meiner Abreise dafür.

Vorbereitung: zwei Wochen im Kindergarten

Auf AuPairWorld hatte ich schnell eine nette Familie gefunden, wir telefonierten einmal, da kam schon die Zustimmung, dass ich im August anreisen solle. Bei der Anfahrt mit dem Zug war ich furchtbar aufgeregt. Zur Vorbereitung war ich zwei Wochen in den Kindergarten gegangen, doch würde das reichen? Meine Sorgen waren schnell beseitigt, als mein Gastvater mich mit zwei meiner Gastkinder vom Bahnhof abholte. Freundlich und locker wurde ich begrüßt, die Kinder waren schon lange vor meiner Anreise begeistert, eine neue „Entertainerin“ zu bekommen. Nur bei der Begrüßung waren sie noch ein bisschen schüchtern, aber das war schnell verflogen.

Warum nach Holland?

Ich hatte mir überlegt, eventuell in Holland nach einem Jahr dann mein Studium zu beginnen. Ein weiterer Grund war die Nähe zu Deutschland, das heißt, ich konnte ohne Probleme über Weihnachten zwei Wochen nach Hause fahren und später dann noch einmal im Mai 2010.

Der Alltag begann...

Ich fühlte mich in Holland sofort zu Hause. Die Leute waren offen und freundlich, sie freuten sich, dass ich aus Deutschland kam, und als ich dann später auch noch Holländisch mit ihnen sprach, waren sie begeistert. Ich hatte zwei 5-jährige Mädchen und ihre große Schwester, eine 7-jährige zu betreuen. Ich sollte sie einmal pro Woche zur Schule bringen. Ansonsten konnte ich toll ausschlafen. Vormittags bügelte ich, legte Wäsche zusammen und räumte die Wohnung auf. Um 15 Uhr holte ich die Kinder dann von der Schule ab, meist verabredeten sie sich mit anderen Kindern zum Spielen, das musste ich regeln. Um 17 Uhr holte ich sie dann wieder ab mit dem in Holland sehr wichtigen „Bakfiets“, ein Fahrrad mit einem Kasten vorne, in den sich die Kinder setzten. Abends kochte ich dann, während die Kinder fernsehen durften und dann kam mein Gastvater auch schon nach Hause.

Neben der Arbeit die Sprache lernen

Ich ging zweimal pro Woche abends zum Sprachkurs. Um ehrlich zu sein, habe ich nie Hausaufgaben gemacht ;) denn Holländisch lernt man am besten im Umgang mit anderen Holländern. Das Kinder-Holländisch hatte ich schnell drauf, dann kamen Bekanntschaften mit Holländern hinzu. Holländisch ist eine tolle Sprache, grammatikalisch einfacher als Deutsch und daher leicht für uns Deutsche zu lernen. Außerdem wird im Holländischen alles verniedlicht, eine Woche ist nicht einfach eine Woche, sondern ein „Wöchlein“ (weekje) zum Beispiel.

Tolle Freundinnen gefunden

Ich habe sicher über 100 Au-pairs kennengelernt! Alleine in meinen Dorf, das 30 Minuten von Amsterdam und Utrecht entfernt liegt, waren schon 40 Au-pairs. Natürlich gibt es viele deutsche Au-pairs, aber auch einige Südafrikanerinnen, da ihre Sprache (Afrikaans) ein veraltetes Holländisch ist. Ansonsten kamen Phillipinen, Australierinnen, Kanadierinnen, Amerikanerinnen, Namibierinnen, Französinnen, und viele andere Nationalitäten dazu.
Meine Freizeit verbrachte ich mit einigen Städtereisen, ansonsten traf man sich zum Ausgleich zur Arbeit zum gemütlichen Kaffeeklatsch und Feiern mit Holländern.

Probleme meistern

Mein Jahr in Holland war nicht immer perfekt und wunderbar. Als ich ankam, musste ich leider erfahren, dass meine Gasteltern kurz vor meiner Anreise endgültig beschlossen hatten, dass sie sich trennen würden. Die Anspannung in den ersten Monaten war sehr anstrengend, für alle Beteiligten, vor allem auch für die Kinder. Entspannter wurde es erst im folgenden Jahr im März, als mein Gastvater auszog und der neue Freund meiner Gastmutter einzog. Für mich war es natürlich wieder eine neue Umstellung auf eine weitere Person im Haus.
Es gab einige Reibereien zwischen meiner Gastmutter und mir, die aber doch immer irgendwie gelöst werden konnten. Dadurch, dass meine Gastfamilie leider keine wirkliche Familie mehr war, habe ich nicht so oft etwas mit ihnen unternommen. Ein- oder zweimal nur habe ich mit meinem Gastvater mit den Kindern einen Ausflug gemacht.

Fazit

Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich dieses Jahr gemacht habe. Neben allen kleinen Problemen gab es immer wieder wunderbare Erlebnisse mit neu gewonnen Freunden, meinem holländischen Freund und meinen Gastkindern. Wenn man wirklich will, meistert man die Au-pair Arbeit sicher gut, auch, wenn man in keine perfekte Familie kommt. Eine Sache habe ich aber auf jeden Fall aus den Erzählungen meiner Freundinnen gelernt: Keine Familie ist perfekt, genauso wenig wie die Au-pairs. Man muss immer mit Streitigkeiten rechnen, aber wenn man sich dem stellt und Probleme löst, kann das Verhältnis dadurch enger und besser werden.

Ein Tipp

Wenn man sich überlegt, als Au-pair nach Holland zu gehen, sollte man unbedingt die Chance, falls sie gegeben ist, ergreifen und die Gastfamilie schon vor der endgültigen Anreise besuchen. Dann können beide Seiten sagen, ob sie sich miteinander wohl fühlen würden oder eher nicht.