Ritas Tipps für einen erfolgreichen Au-pair-Aufenthalt in Irland

Au-pair Rita hatte bei ihrer Gastfamilie in Irland eine tolle Zeit. Kein Zufall: Sie hat selbst viel dazu beigetragen, dass ihr Aufenthalt ein Erfolg wurde. Denn auch das schönste Paradies kann kleine Fehler haben. Wie man die in den Griff bekommt, dazu gibt Rita handfeste Tipps.

Rita in Irland und ein Irish Pub am Abend

Ich möchte Au-pair werden

Bereits früh war mir klar, dass ich nach der Matura erst einmal ins Ausland möchte. Nach einigen Recherchen entschied ich mich dazu, Au-pair zu werden. Da ich als Austauschschülerin nicht so positive Erfahrungen mit Organisationen gemacht hatte, entschied ich mich, es ohne Vermittlung durch eine Agentur zu versuchen. Zufällig stieß ich bei meinen Recherchen auf AuPairWorld.

Klares Profil mit Fotos eingestellt

Da ich nicht auf ein Land fixiert war, entschied ich mich, bei der Länderauswahl die gängigsten anzugeben d.h. GB, Irland, Italien, Spanien, Frankreich, Schweiz etc. Ich bemühte mich, ein klares Profil mit Fotos auszuarbeiten. Dann ging es los. Ich bewarb mich selbst bei einigen Familien und bekam positive und negative Antworten.

Bewerbung nach Irland erfolgreich!

Ich begann schon acht Monate vor dem Startdatum mit der Suche nach einer Gastfamilie und bereue das nicht. Gegen Februar/März 2007 bewarb ich mich bei einer irischen Familie, die jedoch keine Fotos in ihrem Profil hatte. Da aber sehr bald eine positive Antwort kam (plus Fotos!), entschied ich mich, mit dieser Familie genauere Vorstellungen auszutauschen. Es stellte sich heraus, dass die Familie gerade ein Au-pair aus Österreich hatte, mit dem ich Kontakt aufnehmen konnte.

Vor-Ort-Besuch und Aufgaben-Absprache

Diese Gelegenheit ließ ich mir nicht entgehen. Nach einigen Mails entschieden wir, dass ich die Familie im Mai besuchen kommen sollte. Gesagt, getan. Der Besuch war positiv und schnell wurden meine Aufgaben schriftlich festgehalten und von beiden Seiten unterschrieben. Nun zum wichtigsten Punkt - der Familie: Sie bestand aus vier Personen- nämlich meiner Gastmutter, meinem Gastvater – beide berufstätig – und die beiden Kinder Liam*, damals acht Jahre und Ciara*, sechs Jahre alt.

Es geht los!

Ende August ging schließlich mein Flug nach Dublin. Ich war kaum nervös, da ich die Familie ja schon kannte. Nun blieben mir einige Tage, um mich einzugewöhnen. Die Mutter war ausgesprochen nett und gesprächig. Sie stellte mich gleich einem Au-pair aus der Nähe vor. Schnell fiel mir jedoch auf, dass die Kinder sehr locker bis gar nicht erzogen wurden. Obwohl beide hoch intelligent, mangelte es ihnen doch teilweise am einfachsten Benehmen. Tischmanieren waren kaum vorhanden und auch Kraftausdrücke kamen vor. Doch dazu später mehr. Mein Zimmer war sehr schön eingerichtet und es bestand auch die Möglichkeit, Freunde aus der Heimat einzuladen, die dann im Haus wohnen durften.

Meine Aufgaben sind klar definiert

Meine Aufgaben waren:

  • helfen, die Kinder am Morgen für die Schule fertig zu machen, sie in die Schule bringen
  • am Vormittag Freizeit- evtl. Geschirrspüler aus- und einräumen
  • 13:30 Ciara abholen und Lunch geben - Schultasche ausräumen und darauf achten, dass sie sich umzieht, Hausaufgaben hatte sie noch keine
  • 14:30 Liam mit Ciara abholen - Lunch, umziehen und Hausaufgaben machen (außer Freitag). Die Kinder zu den Aktivitäten bringen und wieder abholen (z.B. Ballett, Fußball, Schauspielkurs)
  • Montag und Mittwoch war meine Gastmutter in einem Aufbaukurs- hier musste ich die Kinder ins Bett bringen, falls mein Gastvater nicht zuhause war (war nur selten der Fall!)
  • Freitags fuhren meine Gastmutter und ich mit den Kindern zum schwimmen, das war immer eine Entspannung.
  • Im Haushalt musste ich außer bügeln nicht wirklich etwas machen, da einmal die Woche eine Putzfrau kam und das Wäsche waschen meine Gastmutter übernahm.
  • Die Wochenenden waren normalerweise frei, selten musste ich Ciara vormittags zu ihren „ladybirds“- eine Art Pfadfinderinnengruppe - bringen und wieder abholen.

Ich wohne am Meer und nahe Dublin

Die Familie wohnte in einem schönem Ort am Meer, ca. 35 Minuten von Dublin entfernt. Die Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln war sehr gut. Häufig verbrachte ich freie Tage in Dublin, traf mich mit anderen Au-pairs oder machte Ausflüge ins Landesinnere. Grundsätzlich hatte ich sicher weniger zu arbeiten als andere Au-pairs und das war gut so, denn die Kinder waren, wie oben erwähnt, aus meiner Sicht eher ungezogen.

Kraftausdrücke der Kinder lassen nach!

Es fielen anfangs öfters Schimpfwörter, die mir nicht gefielen. Positiv war, dass es mir gestattet war, auch einmal im Sinne der Erziehung kleinere „Sanktionen“ zu verhängen. Besonders Liam war seinen Gameboy öfters los...:-) Nach ca. zwei Monaten ließen diese Ausdrücke jedoch deutlich nach, nachdem wir die Kinder öfters zur Rede gestellt hatten und ihnen halbwegs klar war, dass die Eltern mehrheitlich auf meiner Seite standen.

Ich bekomme Besuch

Die Kinder haben viel fern gesehen, leider auch beim Essen….glücklicherweise gab es in direkter Nachbarschaft noch zwei Kinder, die öfters zum Spielen kamen. Auch, wenn meine Gastmutter nur wenig begeistert war, da diese Kinder auch einmal problematisch werden konnten. Im November bekam ich Besuch von einem Freund - meine Gastmutter nahm sich diese Tage frei, damit ich mit ihm zusammen sein konnte und ihm alles zeigen konnte. Das war sehr großzügig. Ähnlich verhielt es sich dann mit meiner Mutter im März.

Probleme gehe ich offen an

Was waren Probleme? Die Ungezogenheit der Kinder und ihr Unwillen aus Fehlern zu lernen - denn dumm waren sie schließlich nicht. Ciara war mehrheitlich weitaus angenehmer als Liam - wenn wir alleine waren, gab es selten Probleme. Zu Liam konnte ich nie eine richtige Beziehung aufbauen. Einmal fragte mich mein Gastvater, warum ich mit den Kindern nicht öfters etwas unternehmen würde. Schließlich gingen wir öfters in den Park, allerdings war das immer ein Akt auf dem Drahtseil, da ihr Verhalten schnell aus dem Ruder laufen konnte.

Paradies mit kleinen Fehlern

Die Eltern waren in ihrer Erziehung sehr inkonsequent, auch, wenn der Mutter sehr viel an ihren Kindern lag. Sie versuchte häufig Regeln aufzustellen, tat das dann auch oft - aber eingehalten wurden sie selten. Der Vater hielt sich aus der Erziehung häufig heraus. Diese Art der Erziehung hat meinen Aufenthalt unnötig getrübt, da ich sonst verhältnismäßig im Paradies war: Ich konnte am Wochenende kommen und gehen, wann ich wollte, schlafen bis Mittag war kein Problem, die Bezahlung für eine 20-Stunden-Woche war sehr gut (400 Euro).

Gasteltern stärken mir den Rücken

Hinsichtlich meines Umgangs mit den Kindern stärkten mir meine Gasteltern oft den Rücken. Mit den Kindern konnte ich hingehen, wohin ich wollte (Meer, Park, zu Freunden etc.- ohne dass jemand je gefragt hätte). Der Computer stand ebenfalls uneingeschränkt zur Verfügung. Gerne hätte ich mehr mit den Kindern gemacht, aber oft war aufgrund des Verhaltens nicht einmal ein Brettspiel länger als 15 Minuten lustig.

Ich möchte wieder Au-pair werden!

Glücklicherweise lernte ich Anfang Jänner ein neues Au-pair kennen, mit der ich mich sehr gut verstand und welche ebenfalls Probleme mit einem ihrer Kinder hatte. Als wir unsere schließlich zusammenbrachten, war es aber überraschend entspannt. Also, es gilt: Geteiltes Leid ist halbes Leid ;). Allerdings muss ich sagen, dass meine Freizeit und das an sich faire Verhalten meiner Gasteltern mir gegenüber das Verhalten der Kinder aufwog und da ich kein 40-Stunden-Au-pair war, war es im Endeffekt doch recht entspannt. Im Juni 2008 endete meine erste Au-pair-Erfahrung. Meine zweite folgte im Sommer 2009 in Kroatien. Aber davon ein anderes Mal mehr!

Wichtig: Vertrag mit klaren Aufgaben abschließen

Was rate ich euch? Für einen Aufenthalt in Europa ist sicher keine Agentur nötig, ich suche bereits zum dritten Mal eine Familie über AuPairWorld. Überlegt euch sehr genau, was ihr erwartet und seid realistisch, wenn es darum geht, wie belastbar ihr seid. Meine Erfahrung ist: Lieber einen Schritt zurück gehen als sich übernehmen. Das heißt: Wer nicht sicher ist, ob zwei Kinder oder doch lieber drei, sollte im Zweifel lieber zu zwei Kindern tendieren. Eine Art Vertrag abzuschließen ist nützlich - eure Aufgaben, Gehalt, Urlaube etc. sollten genau beschrieben sein.

Familie vorher besuchen und viel fragen!

Falls ihr die Familie vorher besuchen könnt, tut das!! Fragt die Familien sehr genau, was sie sich erwarten - besprecht auch ruhig Punkte wie Kindererziehung und was passiert, wenn die Kinder euch nicht gehorchen. Eine Familie, die nichts zu verbergen hat, wird euch normalerweise selbst auf mögliche Stolpersteine aufmerksam machen.

Lest viele Erfahrungsberichte und macht selbst Erfahrungen

Ihr solltet selbstständig sein und möglichst Eigeninitiative ergreifen können. Mädels und Jungs, die sehr schüchtern sind und noch nie im Ausland waren, könnten bei Problemen wirklich das Handtuch werfen. Lest euch möglichst viele Erfahrungsberichte von anderen durch und habt soviel Kontakt wie möglich zur Familie. Fragt sie auch, wie sie reagieren würden, falls ihr Heimweh bekommt! Falls ihr sie nicht besuchen könnt, bieten sich MSN, Skype etc. als Alternativen an, da man hier wenigstens die Stimme hört und vielleicht schon mit den Kindern kommunizieren kann.

Eine gemeinsame Sprache mit der Familie sollte gefunden werden, denn viele Probleme entstehen erst, wenn man aneinander vorbei redet.

* Namen von der Redaktion geändert