Für die nächsten Ferien suche ich bereits wieder eine Familie

Jonas aus Deutschland wollte schon immer gerne Au-pair werden und seine Sprachkenntnisse verbessern. Er hat einen guten Draht zu Kindern. 2013 ging er als Sommer-Au-pair nach Spanien.

Jonas wohnte 50 Meter vom Meer entfernt

Ich wollte schon immer ins Ausland

Fünf Wochen Spanien in den Sommerferien und weniger als 50 Meter vom Meer entfernt ist für manche nur ein Traum, den zu bezahlen unmöglich ist. Es geht aber auch anders, wenn man die richtigen Voraussetzungen mitbringt. Seit dem Ende der achten Klasse wollte ich als Au-pair ins Ausland gehen, um meine Fremdsprachenkenntnisse aufzubessern und diese Sprache möglichst fließend sprechen zu lernen. 

Meine Vorbereitung: Zwei Praktika im Kindergarten 

Die Möglichkeit als Au-pair bot sich mir auch an, weil ich gut mit Kindern umgehen kann. Irgendwann war es endlich soweit. Im folgenden Jahr wollte ich auf das Gymnasium wechseln, und weil ich wusste, dass dies sowieso sehr anstrengend wird, wollte ich meine Englischkenntnisse verbessern oder schon einmal Spanisch lernen. Ich habe also im Herbst 2012 und Frühling 2013 jeweils ein Praktikum im Kindergarten gemacht.

Der Abschied am Flughafen war schwer

Glücklicherweise haben sich bei mir gleich zwei spanische Familien gemeldet. Im Frühling hatte ich einen 12-stündigen Spanischkurs gemacht und konnte somit immerhin schon etwas zu Essen bestellen. Im Folgenden habe ich meine Anfahrt geplant. Um Geld zu sparen, wollte ich nach Barcelona fliegen. Aufgrund der Entfernung nach Bénicassim bei Castellón (3 Autostunden nach Barcelona oder 1 nach Valencia) habe ich die Anfahrt mit dem Zug geplant, was sehr anstrengend war. Schließlich musste ich mich am Flughafen von meinen Eltern verabschieden, und ich war tatsächlich traurig und musste die Tränen zurückhalten.

Die Anreise stellte mich vor viele Aufgaben - aber fragen hilft

In Spanien angekommen, musste ich mich erst einmal mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof durchkämpfen. Dort angekommen stellte ich fest, dass hier Einiges anders läuft als in Deutschland. Einen Fahrkartenautomaten fand ich nicht und wandte mich an die Schalter. Aber an welchen? Letztlich stellte sich heraus, dass die verschiedenen Schalterbereiche für verschiedene Entfernungen stehen. Dies fand ich heraus, nachdem ich fünf Leute befragt hatte, von denen ausgerechnet ein 80-Jähriger als einziger ein bisschen Englisch sprach.

Im Zug dachte ich: Jetzt kannst du noch umkehren - zum Glück tat ich's nicht! 

Mit dem AVE – den spanischen Hochgeschwindigkeitszügen - bin ich also fast drei Stunden lang am Meer entlang gefahren und durch einige schöne Berglandschaften. Die Berge erinnerten mich an Irland. Während der Fahrt kam immer wieder der Zweifel auf, ob dies der richtige Weg war und ich dachte kurz vor der Haltestelle: "Jetzt kannst du noch umkehren. Einfach sitzen bleiben und zurückfliegen". Aber glücklicherweise tat ich dies nicht.

Mein Spanisch wird besser und ich pflege auch mein Englisch

Am Bahnhof fand ich nach einiger Zeit den Vater – Pablo. Wir sind in die Ferienwohnung gefahren (13. Stock), die tatsächlich direkt am Meer lag. Nachdem wir einkaufen gefahren sind, habe ich die Alejandro (10 Jahre alt – wir haben am gleichen Tag Geburtstag), Hugo (7 Jahre) und Ana (die Mutter) kennen gelernt. Mit den Kindern sollte ich die ganze Zeit Englisch sprechen. Alejandros Englisch ist sehr gut und für Hugo konnte er übersetzten. Zwar wurde mein Spanisch durch das Hören der Sprache und viele schriftlichen Übungen sehr viel besser – allerdings fehlte Pablo und Ana die Zeit, sich viel mit mir zu unterhalten. Daher haben wir die meisten Gespräche auf Englisch geführt.

Fast jeden Morgen am Strang schwimmen und mit den Kindern spielen

Mit den Kindern war ich fast jeden Morgen am Strand schwimmen und spielen bis die Eltern zurückkamen. Nachmittags habe ich dann ebenfalls am Familienleben teilgenommen oder Spanisch gelernt. Für die Hausarbeit hatte die Familie eine Haushälterin – Kochen und Wäsche waschen gehörte also nicht zu meinen Aufgaben. Durch Bekanntschaften in der Sprachschule bin ich in geselliger Gruppe in eine Tapasbar und sogar zum FIB gekommen. Das FIB ist das Festival International Bénicassim.

Ein Missverständnis, das wir aufklären konnten 

Abends um 21 Uhr bin ich mit Bekannten dorthin gegangen. Es war echt cool. Leider entstand daraus der erste und einzige Streit mit Ana. Ich bin erst um 4 Uhr nach Hause gekommen und habe sie dabei versehentlich aufgeweckt. Danach sah ich sie erst um 22 Uhr wieder und kam leider zu spät zum Essen, weil ich Joggen war und nicht auf die Zeit geachtet habe. Ana war ziemlich wütend – offenbar hatte sie unter anderem gedacht, dass ich vielleicht gegen 24 Uhr direkt zurück sein würde. Allerdings war das letztendlich nur ein kleines Missverständnis, das wir aufklären konnten.

Ich habe viel über die spanische Kultur gelernt und viele Eindrücke mitgenommen

In Spanien hatte ich eine sehr schöne Zeit. Ich habe Einiges über die spanische Kultur gelernt und auch viele Eindrücke mitgenommen: Dazu zählt, dass die Spanier pro Woche einen halben Liter Olivenöl verputzen, sehr leckere Salate machen, freundlich und offen sind. Viele können oder wollen kein Englisch sprechen. Gerade Letzteres ist sehr wichtig, wenn man Spanien besuchen möchte. Ansonsten habe ich auch andere wichtige Erfahrungen gemacht wie z. B. einen Weg finden, mich mit Leuten zu verständigen, die mich eigentlich nicht verstanden (Busfahrer, Haushälterin etc.), ganz auf mich allein gestellt zu sein, ohne Kontakt zu mir vertrauten Personen in einer unbekannten Kultur zurechtzukommen und ganz wichtig: Eine Straßenkarte zu lesen und sich mit ihrer Hilfe zu orientieren. 

Ich vermisse die Familie, das Land und das Essen

Obwohl ich bereits nach kurzer Zeit anfing, die verbleibende Zeit daran zu messen, wie viele Wattepads, Spanischstunden oder Tage ich noch habe, vermisse ich die Familie, das Land und das Essen. Im Schulunterricht Spanisch habe ich keine Probleme und für die nächsten Ferien suche ich bereits eine Familie.