Au-pair Constanze erlebt das Paradies

„Sechs Monate im Paradies“ – das ist das Fazit von Constanze aus Deutschland. Ihre Gastfamilie auf der Insel La Réunion war ein Glücksgriff. Die Erwartungen und Aufgaben waren vorher präzise abgesprochen. Constanze blieb sogar Zeit fürs Paragliden, Wandern und Urlaub auf Mauritius.

Constanze im Paradies La Reunion

Au-pair auf La Réunion

Auf jeden Fall nach Frankreich, und wenn’s irgendwie klappt, in eine der Übersee-Regionen - das war mein Wunsch für meine Zeit als Au-pair. Während des Studiums hatte ich schon die Möglichkeit, viele Ecken Frankreichs gut kennen zu lernen. Deswegen wollte ich diesmal etwas weiter weg, und auch die Aussicht auf Sonne und gutes Wetter hat natürlich zu meinem Wunsch beigetragen.

Nach einiger Sucherei – ganz so viele Familien aus den Übersee-Gebieten gab es nicht – habe ich schließlich eine Familie mit 3 Kindern (2 Jungs und 1 Mädchen) gefunden, die auf der Insel La Réunion in einem Küstenort lebt. Viele Emails und ein Telefonat später stand dann fest, dass das „meine“ Familie wird, und im Januar 2009 hab ich mich für ein halbes Jahr auf den Weg gemacht. Nach 20 Stunden Reise und einem Temperaturunterschied von 40 Grad (deutscher Winter wird über Nacht durch tropischen Sommer abgelöst, ein für mich sehr guter Tausch ;-)) stand ich schließlich ziemlich nervös am Flughafen von Saint Denis. Die Aufregung war aber schnell weg, denn meine Gastfamilie hat mich total nett aufgenommen.

Ein absoluter Glücksgriff!

Ich kann wirklich sagen, dass alles perfekt war und die Familie ein absoluter Glücksgriff! Das Eingewöhnen ging wie von selbst. Meine Bedenken, ob ich mich nach 5 Jahren WG-Leben (ich war zwischen Studium und Referendariat als Au-pair weg) noch mal auf ein Familienleben einstellen kann, waren sofort vergessen. Ich habe mich vom ersten Moment an wohl gefühlt. Meine Gastkinder Christophe (7), Margot (5) und Claude* (2,5) waren (meistens ;-) sehr pflegeleicht, es gab so gut wie keine Schwierigkeiten und ich habe wirklich eine Menge Spaß mit ihnen gehabt. Besonders der Kleine hat mich schnell zur Ersatz-Mama erklärt und war total anhänglich. Die Eltern waren auch super nett und sehr offen; ich hatte wirklich das Gefühl, dass ich ein Mitglied der Familie bin und konnte auch ganz selbstverständlich an allem teilnehmen, sowohl an sonntäglichen Familienausflügen als auch an gemeinsamen Fernseh-Abenden.

Aufgaben klar abgesprochen

Meine Aufgaben waren von Anfang an ziemlich genau abgesprochen, so dass ich immer wusste, was eigentlich von mir erwartet wird. In meiner ersten Woche waren noch Ferien, so dass die Mutter, die als Lehrerin arbeitet, tagsüber zu Hause war und mir alles ganz ausführlich zeigen und erklären konnte. Unter der Woche (außer mittwochs) hatte ich bis gegen 16 Uhr frei, weil die Kinder alle in der Schule bzw. der Kleinste in der Krippe waren. Dann habe ich sie abgeholt, was zu Fuß erledigt werden konnte und hatte sie danach bis etwa 20 Uhr. Ich habe viel mit ihnen draußen unternommen (wenn man schon im ewigen Sommer lebt), z.B. Fahrrad und Rollschuh fahren, schwimmen im Meer und Pool, Verstecken spielen usw. Aber auch Gesellschaftsspiele, Lego bauen und Vorlesen kamen immer gut an.

Putzen oder Bügeln musste ich gar nicht

Abends habe ich mich dann noch darum gekümmert, dass geduscht wird. Dann haben wir gemeinsam gegessen und danach war schon Schlafenszeit. Mittwochs ist in Frankreich schulfrei, zumindest an den Grundschulen, da bin ich um 7 Uhr aufgestanden, habe dann Frühstück gemacht und mit den Kindern gefrühstückt und mich dann bis mittags um sie gekümmert. Samstags war ich ebenfalls von morgens bis mittags für die Kinder zuständig, dazu kam gelegentliches Babysitten, sonntags hatte ich frei. Putzen oder bügeln oder ähnliches musste ich überhaupt nicht. Als Taschengeld habe ich 70 € pro Woche bekommen, dazu eine Busfahrkarte für das ganze Busnetz der Insel.

Eine Woche Urlaub auf Mauritius

Mir ist es besonders wichtig, hier noch mal zu betonen, dass die Arbeit wirklich leicht zu bewältigen war und dass es nie ein Problem war, wenn ich mal in meiner eigentlichen Arbeitszeit etwas unternehmen wollte. So haben mich z. B. meine Eltern und meine Schwester 10 Tage besucht, in der Zeit hatte ich fast durchgängig frei, und eine Woche Urlaub habe ich auch mit Freunden auf Mauritius verbracht. Natürlich gab es auch mal Momente, in denen mir die Kinder auf die Nerven gegangen sind, wenn z.B. der Kleine absolut nicht ins Bett gehen wollte. Aber diese waren so selten, dass ich mich jetzt, gut ein Jahr nach meiner Rückkehr, schon gar nicht mehr richtig daran erinnern kann.

Völlig andere Welt

Die Insel Réunion habe ich wirklich wie das Paradies empfunden. Das tropische Klima, Meer und Strand, gleichzeitig auch Regenwald, Hochgebirge und ein noch aktiver Vulkan, die unglaublich faszinierende Mischung aus französischer, afrikanischer und indischer Kultur….Eine völlig andere Welt, die mir einfach wahnsinnig gut gefallen hat. Ich konnte ganz neue Dinge ausprobieren, wie surfen, tauchen und Paragliding, aber auch am Wandern habe ich (vorher totaler Wandermuffel) großen Gefallen gefunden. Mit meiner Gastfamilie hab ich viele Ausflüge gemacht: Wanderungen, Picknicks, Radtouren und Ähnliches, dadurch konnte ich fast alle Ecken der Insel kennen lernen. In unserem Küstenort gibt es aber auch genug Bars und Discos, so dass auch fürs Nachtleben gesorgt war.

Sprachkurs an der Uni

La Réunion ist nicht gerade ein Ort, an dem man besonders vielen anderen Au-pairs begegnen kann. Ich habe eine Deutsche und eine Amerikanerin kennen gelernt, mit denen ich sehr viel unternommen habe. Viele Kontakte konnte ich auch an der Uni knüpfen, so dass von Langeweile oder Einsamkeit keine Spur war. An der Uni in Saint Denis habe ich an einem Sprachkurs für Erasmus-Studenten teilgenommen, denn eine typische Sprachschule gibt es auf Réunion nicht. Dieser Kurs bestand aus 10 Doppelstunden mit einer Abschlussklausur; gleichzeitig war man als Gasthörer eingeschrieben und hatte daher die Möglichkeit, an diversen Aktionen für Studenten teilzunehmen.

Viel zu schnell vorbei!

Das einzige Negative, was mir zu meiner Zeit als Au-pair einfällt, ist, dass sie schon wieder vorbei ist. Ich hatte keinen Ärger mit der Familie, keine Probleme mit den Kindern, kein Heimweh, einfach nichts. Die 6 Monate vergingen viel zu schnell, ich habe schon Wochen vor meinem Rückflug gedacht „Oh Gott, ich will hier nicht mehr weg“, und meine Freunde zu Hause waren schon ein bisschen sauer, weil ich mich so gar nicht auf meine Rückkehr gefreut habe. Der Abschied war dann auch schrecklich traurig ;-(

Toller Kontakt bleibt

Mit meiner Gastfamilie habe ich immer noch regen Kontakt, ich habe sie auch schon zweimal wieder gesehen. Mein Gastvater kommt ursprünglich aus Belgien, in den Ferien waren sie dort bei seinen Eltern und ich konnte sie da besuchen. Dieses halbe Jahr war wirklich eine einmalige Erfahrung und eine wunderschöne Zeit, an die ich immer noch sehr oft zurückdenke. Ich werde wohl nie vergessen, wie ich nach einer Woche Urlaub, den ich mit meinen Uni-Freunden auf Mauritius verbracht habe, von einem meiner Gastkinder mit den Worten begrüßt wurde: „Endlich bist du wieder da, es war so blöd ohne dich“.

Ich kann nur jedem eine Zeit als Au-pair empfehlen, und lasst euch bloß nicht von den ganzen Horror-Geschichten abschrecken, es geht auch anders!

*Namen von der Redaktion geändert