Meine Gastkinder vermissen mich - was für ein Gefühl!

Claires Start als Au-pair in Australien entsprach nicht ganz ihren Erwartungen. Dennoch möchte sie ihre Erfahrungen bei den drei Gastfamilien nicht missen. Ihre Traumfamilie aber findet sie beim zweiten Au-pair-Aufenthalt in Frankreich. Hier erfährt sie, warum es sich lohnt, Au-pair zu sein.

Claire erlebt wunderbare Momente in Australien

Am anderen Ende der Welt

Nach dreizehn Jahren Schule war es endlich so weit: Australien!!! Neun Jahre wartete ich schon darauf. Drei Jahre schon wusste ich, ich würde Au-pair sein. Eine Familie kennenlernen und ihren Lebensstil am anderen Ende der Welt kennenlernen. Ein Zuhause dort haben und mich tagsüber um Kinder kümmern. Ihnen Zeit geben zu können, sich an mich zu gewöhnen und ihnen eine schöne Zeit zu bieten! Endlich also!

Es kommt anders als erwartet

In einem Jahr habe ich drei verschiedene Familien kennengelernt. Ich habe auf Kinder unterschiedlichen Alters aufgepasst und viel mit ihnen unternommen. Ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe, war es jedoch nicht. Zuerst fehlte der Familienanschluss, und die Kulturen waren viel zu unterschiedlich. Zu guter Letzt war die Beziehung zu den Gasteltern mehr eine Angestellten-Beziehung als eine familiäre.

Im Nachhinein erinnere ich mich nur an das Positive

Ein Reinfall also? Keineswegs! Verglichen mit anderen Au-pairs, die ich innerhalb dieser Zeit traf, fühlte ich mich in meiner Familie nicht so wohl wie sie. Ich fühlte mich jedenfalls nicht wirklich als Teil der Familie.  Im Nachhinein aber – und das sollte sich jede und jeder merken, der mit dem Gedanken spielt, ins Ausland zu gehen (…)  – erinnere ich mich kaum an all das. Es ist tatsächlich die Wahrheit. Das Gefühl des Alleinseins in der ersten Familie spüre ich heute nicht mehr. Auch wie anstrengend einige Kinder waren, weiß ich nur noch, weil Freunde mich fragten, wie ich das aushalten würde.

Super: Das Land entdecken!

Hängen geblieben sind im Nachhinein ganz andere Sachen: Die Koalas und Kängurus, für die ich ganz viel Zeit hatte. Da ich ja nur während der Arbeitszeiten bei den Kindern war. Ich war viel unterwegs auf der Farm und im naheliegenden Wald, um Tiere zu beobachten. Ich behalte schöne Erinnerungen von den Wochenenden in Sydney mit anderen Au-pairs, als ich dann in der zweiten Familie war. Und fast täglich sehe ich mir die Bilder an: von den Ausflügen mit Freunden, vom Campen am Strand auf den Inseln Queenslands, dem Skaten in Parkhäusern mit Australiern in meinem Alter, den Barbeques am Strand...

Freunde lassen mich Australien neu erleben

In den letzten drei Monaten meines Aufenthalts, also bei der dritten Gastfamilie, habe ich ganz besondere Freunde gefunden. Nicht irgendwelche Freunde. Sondern Freunde, die meinen gesamten Aufenthalt in Australien verändert haben. Die Abende und Wochenenden habe ich mit ihnen verbracht und eine ganz neue Seite Australiens erlebt. Nach meiner Reise quer durchs Land haben wir uns noch einmal getroffen.

Diesen Sommer geht’s nach Frankreich

Trotz der nicht nur rosigen Erfahrungen habe ich für diesen Sommer eine Gastfamilie in Frankreich gesucht. Und bin auf eine deutsch-französische Familie im Süden des Landes gestoßen. Jetzt bin ich bereits in Frankreich und schreibe von hier.  Hier kümmere ich mich um zwei kleinen Jungs unter fünf Jahren. Die Kinder sind viel lieber als andere, mit denen ich bislang zu tun hatte. Ihre Mutter ist im Mutterschaftsurlaub und somit zu Hause. Gemeinsam beschäftigen wir die Kinder in ihren Sommerferien und ermöglichen ihnen abwechslungsreiche Ferien. Ich übe mit den Kindern Deutsch, da sie ja jetzt im französischen Umfeld aufwachsen, Ich selbst bin zweisprachig aufgewachsen.

Schüchterne Kinder, aber mit dem Vorlesen bricht das Eis

Am Tag meiner Ankunft waren die Kinder äußerst scheu. Der fast 5-Jährige hat sich noch lange hinter seiner Mutter versteckt. Mit den Büchern zu ihren Lieblingsthemen (Dinosaurier und Piraten!), war das Eis aber schnell gebrochen. Der „Große“ hat es sich genommen und die Eltern haben ihn dazu ermutigt, mich zu bitten, ihm daraus vorzulesen. Innerhalb von ein bis zwei Tagen waren sie dann beide „aufgetaut“. Vieles mussten aber Mama und Papa noch mit ihnen machen, ich durfte nicht. Mit dem 2-Jährigen war es einfacher, eine Beziehung aufzubauen, da er leicht auf den Arm kommt, um sich knuddeln zu lassen. Aber auch sein großer Bruder weiß inzwischen zu schätzen, dass ich einspringe, wenn Mama aufgrund ihres Babys nicht kann.

Neu für mich: Meine freie Zeit mit der Familie verbringen

Dennoch, an meinem zweiten Tag waren wir im Einkaufzentrum und haben dem Sohn danach bei seiner Gymnastikstunde zugesehen. Und ich war dabei. Außerhalb meiner Arbeitszeit so selbstverständlich Zeit mit der Familie zu verbringen, war für mich eine Premiere. Als ich das erste Mal einen freien Nachmittag in der Stadt verbracht habe, hatte ich die Mutter mit den Kindern in die Stadt begleitet. Ich blieb dann dort, während sie nach Hause fuhr. Nach einem schönen Bummel durch die engen Gassen, Eis auf dem Marktplatz und einem Nickerchen auf einer Wiese am Wasser, holten sie mich alle gemeinsam von der Tram-Station ab.

Meine Gastkinder vermissen mich - was für ein Gefühl!

Als ich ins Auto stieg, hörte ich einen kleinen Freudenschrei von meinem jüngsten Schützling. Seine Mama erzählte mir, dass er den ganzen Nachmittag gefragt hatte, wann ich wiederkomme. Als ich die erste Nachricht geschickt hatte, hatte er wohl schon ganz ungeduldig gefragt, ob sie mich nun abholen würden. Und war enttäuscht, als er erfuhr, dass es noch ein bisschen dauern würde. Eine solche Freude hatte ich bisher noch nicht erlebt. Das Gefühl, wenn man in das Gesicht eines so süßen kleinen Kindes schaut, das gerade jauchzt vor Freude, mich zu sehen, hat mir schon nach zehn Tagen gezeigt: Dieser Au-pair-Aufenthalt ist es definitiv wert, gelebt zu werden!